laut.de-Kritik
Werkschau mit einigen Überraschungen jenseits von "Love Is A Shield".
Review von Michael SchuhCamouflage also. The Great Commandment, 1987. Vom Jugendzentrum in Bietigheim-Bissingen auf Platz eins der US Billboard Dance Charts. Beneidenswert. Traurig dagegen der weitere Karriereverlauf: zum Duo geschrumpft und von Erfolglosigkeit gezeichnet, lösen sich die Synthie-Popper 1995 auf. Da streng genommen nur zwei Hits auf der Habenseite der Band stehen, darf über diese Veröffentlichung zwar geschmunzelt werden. Doch entgegen der noch hitärmeren Jeremy Days, die dieser Tage ähnliches planen, gefallen bei Camouflage meist auch die Nicht-Chartbreaker.
"Rewind" läuft von 1995 an rückwärts und macht - digitally remastered - an 18 Stationen Halt. Dies übrigens in glänzender Verfassung: das aufwendig gestaltete Digipack beinhaltet außer der Hit-CD eine DVD mit elf Videoclips inkl. dem unveröffentlichten Promo-Shoot zu "Handsome". Limitiert auf 7000 Stück und fertig ist das Fangeschenk. Für Leute wie mich, die nur die ersten beiden Alben der Gruppe besitzen, birgt "Rewind" durchaus Überraschungen jenseits von "Love Is A Shield".
Bei der '91er Single "This Day" singen die Beatles in Gedanken "She Said She Said" mit und die Songs des Debutalbums sind ohnehin klasse. Bei den Klängen von "Pedestrians' Adventure" und "Crime" beginne ich zu rätseln, warum ich seinerzeit das Album "Bodega Bohemia" verschmäht habe. "Close (We Stroke The Flames)" frischt meine Erinnerung dann wieder etwas auf und auch der Single-Mix von "Suspicious Love" ist zum Wegrennen, denkt man an die tolle Album-Version.
Nach wie vor bin ich der Meinung, dass "Heaven (I Want You)", wenn nicht das schönste, so doch das unterbewerteste Popjuwel der Schwaben ist. Auch das dazugehörige Video macht Spaß, eine Schande, dass es damals garantiert keine zehnmal ausgestrahlt wurde. Weiterer Hingucker-Tipp der Video Area: "Neighbours" mit einem jungen Marcus Meyn in schon damals unhippen Bermuda Shorts. Der Multimedia-Teil wird abgerundet durch Liner Notes, Fotos und Diskographie.
Eine Retro-Geschichte also, die keinen Anlass zum Nörgeln bietet, wie mir Edele immer unterstellen will. Die Band ist übrigens wieder aktiv, bastelt an neuen Songs und hat mein Interesse dahingehend geweckt.
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