laut.de-Kritik
Das neueste Mitglied der Jay-Z Familie kann die Erwartungen nicht erfüllen.
Review von Stefan JohannesbergWer von euch kennt den werten Cam'ron ehemals Killa Kam aus Harlem? Ah ja, hier und da sehe ich ein paar Handzeichen. Gut. Aber besitzt dann auch jemand eine Platte von ihm? Nein? Das hatte ich gedacht. Denn obwohl er mit "Come Home With Me" bereits sein drittes Studioalbum veröffentlicht, bleibt er trotz Gangsta-Masche und Skillz en Masse in Europa ein eher unbeschriebenes Blatt.
So nützt es auch wenig, dass Cam seit jeher gute Geschäftbeziehungen zu den ganz Großen des Rapgames pflegt. Einst griff ihm das Schwergewicht Notorious B.I.G. unter die Arme, heute erledigt diesen Job der allgegenwärtige Jay-Z. Das heißt: Die Roc-A-Fella-Familie in Person vom Jigga höchstpersönlich sowie den rappenden Kofferträgern Memphis Bleek, Beanie Sigel und Produzent Just Blaze setzt sich nicht selten selbstgerecht in Szene.
Leider möchte der nette Rapredakteur da meinen, denn diese feindliche Übernahme hat Cam'ron einfach nicht nötig. Seinen coolen, kantigen Flow würde man gerne ruhig etwas öfter hören und auch die Beats hätten mehr Eigenständigkeit verdient. So klingt der New Yorker-Mainstreamsound wie tausendmal gehört. Aber tausendmal ist eben auch nichts passiert. Doch wo der Rubel rollt, sich die Kunst schnell trollt.
Und wäre mit den oben genannten Features nicht schon genug Schaden angerichtet, setzt seine Truppe The Diplomats noch einen gewaltigen verbalen Scheißhaufen obendrauf. Zwar vergleicht Funkmaster Flex die Nachwuchscrew schon mit dem Wu-Tang Clan, aber diese Aussage zeigt nur, wie tief der Radio-DJ schon in den von Jay-Z bezahlten Dollarnesseln hockt. Ich finde es ja durchaus löblich, wenn man alte Homies aus dem Ghetto holt, doch Juelz Santana, Jimmy Jones, McGruff, Freekey Zekey und DJ Kay Slay sind halt höchstens mageres Mittelmaß.
Deswegen empfehle ich nur den Erwerb der Single "Oh Boy", die mit einem hoch gepitchten Vocalsample lässig die durch Gegend bounct und auch nach mehrmaliger Benutzung meines Plattenspielers nicht langweilig wird. Und noch ein kleiner Tipp zum Schluss. Wer meint, dass Cam'ron trotz aller Kritik eine Chance verdient hat, der sollte sich auf die Suche nach den ersten beiden Alben "S.D.E." oder "Confessions Of Fire" begeben, denn die sind wirklich gut.
1 Kommentar mit 3 Antworten
Yo, Dank Initiative von Baude und Tipp von ?? habe ich das Ding nu 2 mal durch. Gefällt mir gut, bleibt im Player, auch hier die Frage: welches als nächstes?
aus der rubrik "opa erzählt vom krieg" :
früher hat man nen album, welches einem getaugt hat, auch mal ne weile gehört bis man wieder was neues brauchte.
dadurch das musik heute quasi für umme überall erhältlich ist, ertappe auch ich mich des öfteren dabei, musik im akkord zu hören, was ja eigentlich nicht sinn der sache sein kann
Bei mir ist es eher so, dass Alben die mich nicht dauerhaft unterhalten wieder aus dem Player fliegen, bis auf einzelne Tracks evtl. - andere Alben bleiben quasi "für immer" drin, es sei denn das sind so Evergreens die man alle paar Jahre wieder rausholt und drei mal hört und dann wieder 3 Jahre "vergisst". Ich versuche bewusst nur 5-6 neue Alben im Monat zu hören und die dann auch recht intensiv.
Oh Gott, was habe ich denn vor 15 Jahren geschrieben... Hilfe, schnell weg