laut.de-Kritik

Zehn "The"-Bands sprechen eine deutliche Sprache.

Review von

"Who's got the crack? Oooh oooh oooh ... who's got the crack?" Nein, das ist keine frisch aufgefundene Tonaufnahme aus Pete Dohertys Londoner Wohnung, sondern der Refrain der gleichnamigen Moldy Peaches-Nummer. Carl Barât, das Überbleibsel der Libertines-Twins, darf nach Morrissey, Paul Weller und den Super Furry Animals nun ebenfalls für die "Under The Influence"-Reihe seine Lieblingssongs kompilieren, was zumindest gerontologisch einem Ritterschlag gleich kommt. Dafür konnten Barâts Libertines in Deutschland immerhin 30.000 Exemplare ihres letzten Studioalbums absetzen.

Mit dem erwähnten Song, den Kimya Dawson und Adam Green vor kurzem bei Sarah Kuttners Eis-Revue in Berlin aufführten, legt der Gitarrist seine Sympathien für die Anti-Folk-Bewegung offen, was nicht ganz so überrascht wie seine Zuneigung zum Süd-Londoner Plappermaul Mike Skinner ("Fit But You Know It"). Ansonsten präsentiert uns Carl seine Jugendhelden, bzw. solche, die er in der Jugend gerne selbst erlebt hätte. Dabei bringt er das kleine Kunststück fertig, zehn "The"-Bands aufzulisten, wovon sechs gleich hintereinander weg laufen: The Clash, The Jam, The Stranglers, The Specials, The Smiths und The Moldy Peaches.

Die auf Morrisseys Compilation vertretenen und gerade von ihm reformierten US-Punks der New York Dolls sind mit einer rauhen Nummer ihres Debütalbums dabei und die Beat-Band The Small Faces glücklicherweise nicht mit "Itchycoo Park", sondern mit der 1969 kurz nach dem Bandsplit veröffentlichten Single "The Universal". Ein schöner Grund, noch einmal das herrliche Zitat des damaligen Faces-Sängers Steve Marriott zur Trennung hervor zu kramen: "Als das Konzert-Gekreische aus der Mode kam und wir plötzlich hörten, was wir spielten, erkannten wir, wie schlecht wir waren und lösten uns auf."

Rock-Poet Bob Dylan hält mit dem über achtminütigen Harp-Ritt "Hurricane" den längsten Beitrag, der '79er Jam-Song "Eaton Rifles" ist sicher auch eine schöne Wahl, wohingegen Clashs "Remote Control" oder "Big Mouth Strikes Again" der Smiths eher Indie-Klassikerstatus darstellen. Insgesamt gelingt es Barât ansprechend, einen stimmigen Bogen von 60s Hippie- über 70s Glam, Punk, 80s Indie bis hin zu 90s Post Punk zu spannen. Bowies "Oh You Pretty Things" kann ja eh nie genug hofiert werden, dito das erste Specials-Album, und hätte Mister Libertine jetzt noch statt "Dream A Little Dream" den The Mamas & The Papas-Song "Words Of Love" ausgewählt, hätte seine Platte auch vier Punkte eingesackt. So ist das eben mit Lieblingssongs.

Trackliste

  1. 1. The Mamas And The Papas – Dream A Little Dream
  2. 2. David Bowie – Oh You Pretty Things
  3. 3. Bob Dylan – Hurricane
  4. 4. The Small Faces – The Universal
  5. 5. The La's – Son Of A Gun
  6. 6. Supergrass – Sitting Up Straight
  7. 7. New York Dolls – Personality Crisis
  8. 8. The Clash – Remote Control
  9. 9. The Jam – Eaton Rifles
  10. 10. The Stranglers – No More Heroes
  11. 11. The Specials – Too Much Too Young
  12. 12. The Smiths – Bigmouth Strikes Again
  13. 13. The Moldy Peaches – Who's Got The Crack?
  14. 14. Pulp – Sorted For E's And Whiz
  15. 15. The Streets – Fit But You Know It

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