laut.de-Kritik
Experimenteller Folk zwischen Mojave 3 und Moldy Peaches.
Review von Giuliano BenassiIn Cornwall scheinen die Uhren anders zu ticken. Im regnerischen Südwesten der britischen Hauptinsel kommt es auf ein Jahr mehr oder weniger offenbar nicht an. So kündigte der dort ansässige Neil Halstead für 2006 ein neues Soloalbum an, das zwei Jahre später immer noch in der Mache ist. Da auch die Tätigkeit seiner Band Mojave 3 ruht, bleibt nichts anderes übrig, als auf andere Produkte zurück zu greifen. Zum Beispiel auf Caz Mechanic, die ebenfalls in Cornwall lebt und sich von Halstead produzieren lässt.
Bei Seafood bedient sie unter ihrem richtigen Namen Caroline Banks das Schlagzeug. Nun steht sie am Mikrophon und denkt sich sonderbare Titel wie "Das geheime Leben der Frau des Käptns des Flaschenschiffs auf dem Kaminsims" aus. Ein wenig sperrig, was ihre Musik nicht unbedingt widerspiegelt, denn der Opener "Elephant's Song" offenbart eine süßliche, entrückte Stimme, die wie aus einem fernen Traum erklingt, begleitet von einer klimpernden Akustikgitarre.
Die Handschrift Halsteads zeigt sich deutlich im zweiten Stück, das wie eine Mischung aus Mojave 3 und den Beatles in ihrer "White Album"-Phase anmutet. Doch der wahre Charakter der Platte offenbart sich im Titeltrack, dessen fast kindliche Stimme an die Kimya Dawsons von Moldy Peaches angelehnt ist. Eine Mischung aus drei Elementen also, die den weiteren Verlauf über weite Strecken bestimmt.
Die gelungensten Stücke befinden sich im mittleren Teil des Albums. "Go Home" besticht mit einer Acid-Trompete, "Buried Under Sea" lässt Erinnerungen an Suzanne Vega aufkommen, der Bass im schnellere "Little Star" könnte aus einem Unplugged-Konzert von Cure stammen. In "Can't Help Yourself" tobt sich Halstead in einer langen instrumentalen Coda aus.
Ein interessantes Album mit einer zentralen Schwäche: Sechzehn Stücke in 45 Minuten zu packen bedeutet, dass viele davon nur zwei Minuten lang sind. So ist es kaum möglich, die begonnenen Ideen bis zu ihrem Ende zu führen. Einerseits klingt das Material zu verkünstelt, andererseits zu wenig - nicht konventionell genug, aber auch zu wenig experimentell.
Mechanics Stimme besitzt einen gewissen Charme, hört sich manchmal aber ein Quentchen zu dünn an. Dennoch ist "Secret Life Of The Wife" ein Reinhören wert, da Neil Halstead deutliche Spuren hinterlassen hat. Und dabei auch Inspiration gefunden: Wenn die Uhren in Cornwall nicht gänzlich stehen bleiben, erscheint sein lange angekündigtes zweites Soloalbum im Juli 2008.
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