laut.de-Kritik
Das wird dem Blueser Rea kaum gerecht.
Review von Alexander CordasSo neu ist die Idee ja nicht, die eigenen Klassiker nochmals einzuspielen. Im Falle Chris Reas vermutet man dahinter den langen Kampf mit seinen früheren Labels. Die wollten ihn immer und immer wieder in die Schmuse-Ecke drängen. Weichspülpop sollte er machen, statt seiner Liebe zu huldigen, dem Blues. Deshalb durfte man gespannt sein, wie alte Schinken der Marke "Josephine" neu arrangiert und vertont werden.
Doch macht sich nach dem Hören ein wenig Enttäuschung breit. Den neuen Dreh, den er den komplett in Eigenregie eingespielten Tracks hätte verleihen können, sucht man vergebens. Im Gegenteil. Seltsam unmotiviert, lau und mit einer gehörigen Portion Muzak versehen kommen die sechs Neuvertonungen.
"Josephine", mit dem der Reigen losgeht, übertrumpft in Sachen Seichtheit das Original noch um Längen. Kitschige Streicher-Synthies und eine larifari Schlagzeug-Gepupse wabern einem dermaßen um die Ohren, dass man für den Fade-Out dankbar ist. Zumal sich die Version anno 2008 lediglich in homöopathischen Dosen vom Original unterscheidet.
Kaum anders sieht es bei "On The Beach" aus. Der Einsatz der glattpolierten Keys macht aus einer an sich hübschen Pop-Nummer ein Elaborat, das an manchen Stellen nach Mucke für den Homeshopping-Kanal klingt. Das wird dem Gitarristen und Songschreiber wie Rea zu keinem Zeitpunkt gerecht.
Chris verschleudert fast schon fahrlässig die Möglichkeit, seinen Songs etwas Neues zu entlocken. Nach dem etwas weniger furchtbaren "Let's Dance" ist dann aber schon Schluss mit den Neueinspielungen. Den Rest der Trackliste bestreitet Rea mit Altbekanntem.
Das schön gospelige "Someday My Peace Will Come" atmet eine viel frischere Brise. Hier kommt erstmals die Emotionalität zum Vorschein, die bei den "neuen" Songs nicht mal mit der Lupe zu finden sind. Das gilt ohne Einschränkung auch für alle kommenden Songs bis zum abschließenden "Blues For Janice".
Abschließend stellt sich die Frage, für wen vorliegende Sammlung gedacht sein soll? Die eingeschworene Rea-Gemeinde hat lediglich an den Neueinspielungen ein gesteigertes Interesse. Neueinsteigern empfiehlt sich eher eine der - mittlerweile recht zahlreichen - Best Ofs.
Einen weitergehender Mehrwert, etwa Linernotes oder anderer Schnickschnack, fehlt. Ergo kann man den Release von "Fool If You Think It's Over" mit einem knappen "zur Kenntnis genommen" abhaken. Unnötig.
1 Kommentar
Wie gut, daß Rohlinge billig sind. So macht es nicht viel aus, wenn eine Sicherungskopie im Plastikmüll verschwindet.
Aus seltsamen bis unerfindlichen Gründen gelingt es Chris Rea von Zeit zu Zeit, seine in den letzten ca. 8 Jahren insgesamt sehr gewachsene Reputation ein Stückchen zu beschädigen.
Beim Hören dieses Album drängte sich mir allerdings der starke Verdacht auf, hier wird eine Art von "Pflichtwerk" aus irgendwelchen merkantilen Gründen abgeliefert. Noch eine "Definitive Greatest Hits", produziert für Möchtegern-Fans und Josephine-Jünger.
Warum verschwendet Rea Zeit, Energie und Recourcen für solche Dinge? Manchmal würde man gerne Mäuslein spielen und Mr. Rea beim Einspielen beobachten.
Wie auch immer, kurzer Ärger und ein wenig Frustration über eine knappe Stunde. Ab damit in den Orkus, der Rohling geht demnächst wohl in einer von der Kreissparkasse gestifteten krümelig-grauen Recycling-Parkbank auf.