laut.de-Kritik
Dreampop in entspannter Perfektion.
Review von Deborah KatonaWorte, die einem zur Musik von Cigarettes After Sex einfallen: Melodisch, sanft, weich, verträumt, entspannt. Oder – um es mit den Worten von Sänger Greg Gonzalez auszudrücken: Musik, bei der die Leute einschlafen. Für ihn sei das ein großes Kompliment, erklärte der Sänger. Bei dem Debütalbum einzuschlafen: für diese Review wäre das nicht gerade förderlich gewesen. Und – glücklicherweise: soweit kam es nicht.
Gleich vorneweg: Allzu abwechslungsreich ist dieses Album in seinen 45 Minuten nicht. Gitarrenhall, tiefenentspannter Bass, Downbeats im Viervierteltakt (exemplarisch "Sweet" oder "Apocalypse"). Dass man sich trotzdem in jeden einzelnen Song reinverliebt: Chapeau! Schönstes Beispiel: "Sunsetz". Das tröpfelt so entspannt vor sich hin, dass es doch langweilig sein sollte. Sein müsste. Ist es aber nicht. Das ist Dreampop, wie er schöner nicht sein könnte!
Ob in "Sweet" oder "Truly": Gonzalez trägt die Melodien, haucht fast ins Mikro, so sanft ist seine Stimme. Er klingt nachdenklich, melancholisch, zwischen traurig und hoffnungsvoll, dabei immer androgyn und wunderbar speziell (exemplarisch der Opener "K"). Extraentspannt durch "John Wayne" genießt man als letztes "Young & Dumb", an dem auch Beach House ihre helle Freude hätten. Zugegeben, man kann das Album in Dauerschleife spielen, weil man auf Grund der Ähnlichkeit der Songs das Ende nicht mal richtig mitbekommt. Aber: Das langweilt zu keiner Sekunde!
Während die Einfachheit der Musik fasziniert und mitnimmt, gibt es in Punkto Text dann ein bisschen was zu beanstanden. Es sind Liebesgeschichten und Geschichten vom Scheitern der Liebe, die Cigarettes After Sex vertonen. Manche Lyrics fallen dabei doch sehr 'Teenage dream'-like aus. Zwar klingt es immer noch bezaubernd, wenn Gonzalez "So you open your dress and show me your tits/On the swing set at the old playground" haucht – aber ein bisschen tiefgründiger als "Your lips, my lips, apocalypse" dürfte es halt manchmal schon sein.
Tatsächlich ist das der einzige Wermutstropfen – ansonsten glänzt dieses Debütalbum durch entspannte Perfektion.
12 Kommentare mit 36 Antworten
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Mittlerweile ein paar mal gehört, einfach sehr schön. Grad erst die Review gelesen, die Sängerin ist ein Mann! Wtf, hätte ich niemals gedacht. Ging es wem ähnlich?
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"Grad erst die Review gelesen, die Sängerin ist ein Mann!"
Aber die Musik gefällt dir trotzdem noch?
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Morph: Ja klar. War halt nur überrascht, für mich war völlig klar, dass da eine Frau singt.
Bist aber schon ein wenig enttäuscht, dass da keine Frau singt?
Diggi..
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löschlöschlösch.
Und? Man kann ja mal einen (!) Faden on topic halten, hm?
craze' erwähnung der kleinen schwatten war doch völlig legitim und aufs thema bezogen?
Ich bin nach I. und den Singles noch nicht vollends überzeugt, habe einen reizdeprivierten Komplettdurchlauf aber auch noch vor mir...
Hat zwar 1-2 Anläufe gebraucht, aber ist doch ziemlich schön. Von der Atmosphäre sehr packend, das alles.
...also ich meine explizit 45th Anniversary oder And Nico. Nicht, dass jemand behauptet, es sei nicht vergleichbar.
Vergleichen kann man ja alles, aber warum gerade Velvet Underground, oder im Speziellen die beiden genannten Alben, als Referenzgröße herangezogen werden sollen, weißt wahrscheinlich auch nur du.
Das Ganze würde locker unter belanglos fallen, wenn die Kompositionen nicht so gut wären und das Konzept nicht so konsequent. Reinhören... na ja, ganz nett. Wieder reinhören... hey, die Melodien bleiben ja hängen. Wieder auflegen, eigentlich höre ich das Album richtig gerne...
Nachdem die Scheibe erstaunlicherweise einen Stammplatz bei meiner Anlage eingenommen hat, muss ich zugeben: ein grosser Wurf.
Klar funktioniert das am besten mit herbstlichen Bildern draussen. Klar, ist die Konzentration mehr bei der Musik als bei den Lyrics. Aber es passt.
Ein homogenes sehr schönes Album.
... immer noch gut zu hören ... zeitlos schön