laut.de-Kritik
Zollt Nick Cave mit jeder Note Respekt.
Review von Daniel StraubConway Savage? Einzig bei Freunden des australischen Chef-Apokalyptikers Nick Cave setzt der Name vielleicht eine kleine Assoziationskette in Gang. Schließlich ist der Mann seit Ende der 80er Jahre ein festes Mitglied bei den Bad Seeds, deren dunkle Melodiebögen er am Piano in sicherem Moll begleitet. Auf "Nothing Broken" emanzipiert sich Savage von der übermächtigen Gestalt seines Bandvaters Nick Cave und zollt ihm doch mit jeder Note der zehn melancholisch swingenden Lieder den gebührenden Respekt.
So klingt "Nothing Broken" über weite Strecken, wie eine Nick Cave-Platte ohne Nick Cave, was aber in diesem Falle durchaus als Auszeichnung zu verstehen ist. Es ist eben nichts zerbrochen und der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Das Verhältnis zum Übervater Cave könnte nicht besser sein. Unterstützt von seinen "Bad Seeds"-Freunden Martyn P. Casey und Mick Harvey entfaltet Savage sein kompositorisches Talent, hinter welchem sich der Charme seiner sanften Stimme nicht zu verstecken braucht.
Schon gar nicht, wenn ihm wie in "You Did As You Were Told To Do" die zerbrechlich schöne Stimme von Vivienne Gay kontrastierend an die Seite gestellt wird und sich das Elend der Welt im Raum zu verdichten scheint. Glücklich wer in "Friend I Knew" die Fernweh verheißenden Akkorde von Charlie Owens Steel Guitar in sich aufsaugt und erblühen lässt, bevor er auf ihnen in eine bessere Zukunft davon reitet. Doch dafür sind dann andere zuständig.
Conway Savage huldigt auf "Nothing Broken" der Schönheit einer von Whiskey- und Rauchschwaden geschwängerten Kneipenromantik, deren ärgste Feinde die ersten Sonnenstrahlen der Morgensonne sind. Eine feine Platte für nebelverhangene Wintertage, nicht nur am Bodensee.
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