laut.de-Biographie
Criminal
Mit Chile und seiner Hauptstadt Santiago bringt man nicht unbedingt Metal in Verbindung. Eher schon Armut, Kriminalität, eine extrem verschmutzte Atemluft und vielleicht noch Fußball. Wären da nicht Criminal, hätte sich daran wahrscheinlich nicht viel geändert.
Die fünf Mitglieder der Band bemühen sich seit Anfang der 90er, ihren südamerikanischen Kollegen von Sepultura nachzueifern und ihren musikalischen Traum zu verwirklichen. Nachdem Shouter/Gitarrist Anton Reisenegger seine alte Band Pentagram auflöst, greift er sich mit Rodrigo Contreras einen zweiten Gitarristen, mit J.J. Vallejo einen Drummer und mit Juan Francisco Cueto einen Bassisten.
Da alle wissen, wie der Hase läuft, stehen bald die ersten Songs. Criminal feiern ihr Live-Debüt im Vorprogramm von Kreator im April 1992 vor 4.000 Leuten im heimischen Santiago. Jeweils zwei Demos und Jahre später veröffentlichen sie in Eigenregie ihr Debüt "Victimized" und setzen davon in den ersten drei Wochen über 1.000 Einheiten ab. Das ruft das Majorlabel BMG auf den Plan. Dort legt man die Scheibe in Südamerika neu auf und veröffentlicht sie auch in Japan.
Auf MTV Latino sind die Jungs schon lange Dauerbrenner. Endlich kommen aber die ersten Gigs außerhalb Chiles hinzu. Nachdem Criminal 1995 vom Latin Metal Festival in Mexico City zurückkehren, fliegt Vallejo aus der Band und gibt seine Stöcke an Jimmy Ponce (Ex-Slavery) ab. Als Jimmy 1996 ins Bandgefüge integriert ist, schaffen Criminal es ins Vorprogramm von Motörhead und Bruce Dickinson und nehmen dort ein paar Songs für die Live-EP "Live Disorder" auf.
Das zweite Album "Dead Soul" kommt ein Jahr später auf dem Markt und verkauft zumindest in Chile ausgesprochen gut. Allerdings haben sich BMG mehr versprochen und feuern die Band, die ihren Otto daraufhin unter einen Deal mit Metal Blade setzt. Während der Releaseparty spielen sie einen Gig zusammen mit Napalm Death. Deren Klampfer Mitch Harris holzt mit Criminal den alten Pentagram Track "Demoniac Possession", den die Briten auch auf ihrer "Leaders, Not Followers" Cover-EP verbraten.
Die Support-Tour führt sie quer durch Südamerika, wo sie unter anderem mit Exodus auftreten und auf dem Rock Al Parque Festival einer Meute 50.000 Menschen einheizen. Die Compilation "Slave Master Live", die auch das "Forked"-Demo enthält, erscheint 1998. Mit dem Auftritt auf dem Monsters Of Rock zusammen mit Anthrax, Slayer und Helloween geht das Jahr erfolgreich zu Ende.
1999 läuft ebenfalls nicht schlecht an. Mit Testament und Overkill betouren sie endlich auch den nördlichen Teil des Kontinents. Ihr nächstes Album "Cancer" produzieren Anton und Rodrigo alleine. Es zeichnet sich ab, dass sie in Chile langsam aber sicher an ihre Grenzen stoßen.
2002 entscheiden sich beide dazu, Südamerika zu verlassen und nach England überzusiedeln. Dort machen sie sich auf die Suche nach neuen Musikern und werden schließlich in Zac O'Neil (Extreme Noise Terror) am Schlagzeug, Robin Eaglestone (Ex-Cradle Of Filth) am Bass, sowie Keyboarder Mark Royce (Ex-Entwined) fündig. In dieser Besetzung eröffnen Criminal unter anderem für Candlemass in London und treten auch auf dem Wacken Open Air und dem Summer Breeze auf. Eaglestone fliegt Anfang 2003 aus dem Line-Up, für Ersatz sorgen Criminal vorerst aber nicht. Statt dessen spielen als Quartett "No Gods No Masters" ein, das prompt Höchstnoten ergattert.
Bereits ein Jahr später erscheint "Sicario" (Auftragskiller). Für dieses Album steigt Ex-Basser Cueto wieder ein. Das Gefrickel des letzten Albums tritt zugunsten einer kontrollierten und in eingängigeren Songstrukturen verhafteten Härte zurück. Das heißt jedoch nicht, dass Criminal weniger kompromisslos geworden wären. Statt der Grind-Einflüsse kommen eben nun verstärkt Thrash-Elemente zum Tragen.
Eigentlich Grund genug, um so richtig durchzustarten. Doch seltsamerweise liegt die Band nach ein paar vereinzelten Gigs erst einmal auf Eis. Erneut kommt es zu diversen Wechseln im Line-Up. Erst, als sich die Band Ende 2008 wieder in ein Studio bewegt, ist die Besetzung mit Basser Dan Biggin und Drummer Zac O'Neil gesichert. Beide sind somit auf "White Hell" zu hören, das Ende März 2009 in den Regalen steht.
Irgendwie kommen die Thrasher nicht so richtig auf die Beine, denn obwohl "White Hell" von den Kritikern wohlwollend aufgenommen wird, sagt Gründungsmitglied und Gitarrist Rodrigo Contreras nach 19 Jahren adieu, weil er lieber wieder in seine Heimat Chile zurückgeht, als bei den Exil-Briten weiter zu lärmen. Ersatz ist mit dem relativ unbekannten Omar Cascallar schnell gefunden, der sich auch schon aktiv ins Songwriting zum siebenten Album "Akelarre" einbringen kann.
Der Albumtitel kommt aus dem Baskischen und heißt so viel wie "Hexensabbat". Bandboss Reisenegger beruhigt seine Fans: "Den Albumtitel muss man nicht wörtlich nehmen. Wir sind keinesfalls zu einer Black Metal Combo geworden."
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