laut.de-Kritik
Mächtige Groover im Highspeed-Bereich.
Review von Michael EdeleAlso eines kann ich mit absoluter Sicherheit sagen: Zur Bastelstunde im Kindergarten wird "No Gods No Masters" von Criminal bestimmt nie laufen. Es sei denn, Charles Manson samt Family macht eine Kindertagesstätte auf.
Das wollen wir natürlich niemandem wünschen, denn schließlich sind Kinder ja auch nur Menschen, irgendwie, oder? Egal, was uns die Ex-Chilenen auf ihrem mittlerweile vierten Album zwischen die Augen zwirbeln, war jedenfalls so nicht ganz zu erwarten. Wandelten die Jungs auf ihren bisherigen Veröffentlichungen meist eher auf den Spuren von Sepultura und Co., so hauen sie auf ihrem neusten Output mächtig auf die Kacke und holzen stellenweise dermaßen nach vorne weg, dass die Grenzen zum Grindcore ziemlich verwischen. Dabei vergessen die zum Quartett geschrumpften Südamerikaner (Ex-Cradle Of Filth Basser Robin Eaglestone wurde in die Wüste geschickt) aber nie, dass Abwechslung schon die halbe Miete zu einem guten Album ist.
Anstatt nur auf's Gaspedal zu treten und sämtliche Extreme auszuloten, variieren sie nicht nur das Tempo, ohne dass die Songs deswegen unschlüssig werden, sie bauen auch immer wieder dermaßen eingängige Melodien ein, dass man sich fragt, warum so was nicht auch im Radio laufen kann. Wer's nicht glaubt, soll einfach mal in Songs wie den Opener "Aberration", "Deconstruction" oder "Downfall" reinhören.
Wie man es auf die Reihe bringt, im Highspeed-Bereich noch zu grooven, muss ich mir auch bei nächster Gelegenheit mal erklären lassen. Für Criminal scheint das jedenfalls kein Problem zu sein, im gedrosselten Tempo schon gar nicht. Dazu kommt noch eine technische Finesse und ausgesprochen clevere und kritische Texte (allein schon der Titel, der von einem Leitwort der Anarchistischen Bewegung übernommen wurde), die mit etwas Konzentration auch verständlich sind, und fertig ist ein verdammt interessantes Album.
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