laut.de-Kritik
1983 sahen sie noch erstaunlich jung aus.
Review von Giuliano Benassi"Im Februar 1968 lud Cass Elliott drei Freunde in ihr Haus nach Los Angeles ein. David Crosby, Mitglied der Byrds. Stephen Stills, schon bei Buffalo Springfield. Und Graham Nash von den Hollies. Dort begann die Geschichte von Crosby, Stills & Nash. Fünfzehn Jahre später, aus dem Universal Amphitheater in Los Angeles: Crosby, Stills & Nash!", kündigt eine nüchterne Stimme zu Beginn der Aufzeichnung an. Eine Ansage, die zwar die Eckpunkte zusammenfasst, jedoch auch einiges verschweigt: Die endlosen Streitereien, den Absturz in die Bedeutungslosigkeit Ende der 70er Jahre, Crosbys Drogen- und Alkoholprobleme, die ihn 1985 nicht nur in den Knast brachten, sondern später auch die Leber kosteten.
Dennoch erscheinen auf der Bühne drei Musiker, die mit ihren Harmonien für einige schöne Momente gesorgt hatten. Aus heutiger Sicht sehen sie 1983 erstaunlich jung aus. Die Qualität ihrer Musik zeichnet sich dadurch aus, dass die Arrangements so gut wie unverändert geblieben sind.
Den Mittelpunkt bildet von Beginn an Nash, zu jenem Zeitpunkt der einzige im Trio, der sich musikalisch behaupten konnte. Ob am Flügel oder an der Gitarre, er ist derjenige, der die Geschicke lenkt. Kaum verwunderlich lässt Crosby im XXXL-Hemd wenig von sich hören und spaziert gelegentlich ziellos auf der Bühne herum. Stills trägt eine schicke Helmut Kohl-Brille, singt die zweite Stimme und überzeugt mit seinen Gitarrenkünsten.
Die Tracklist setzt sich aus allen Schaffensphasen zusammen. "You Don't Have To Cry" ist nach eigenen Angaben das erste Lied, das sie gemeinsam sangen. "Suite: Judy Blue Eyes" und "Wooden Ships" machten sie nach ihrem Auftritt 1969 in Woodstock schlagartig berühmt.
Unter den fünf Auszügen ihres damals neuesten Albums "Daylight Again" (1983) überzeugt vor allem das autobiographische "Wasted On The Way". Einen weiteren Höhepunkt bietet das wohl beste Lied, das seit ihrer Reunion 1977 entstand, "Cathedral", bei dem sie mit Spezialeffekten aufwarten. Nashs "Rettet die Wale"-Hymne "To The Last Whale" begleiten schöne Filmaufnahmen, die in Zusammenarbeit mit Jacques Cousteau entstanden.
Nash und Stills dürfen auch eigene Stücke vortragen, bevor es mit dem abschließenden "Teach Your Children" zum einzigen Lied aus der Zusammenarbeit mit Neil Young kommt. "Teach your parents well, Their children's hell will slowly go by, And feed them on your dreams" singt das Publikum begeistert mit, bevor Stills und Nash den bedatterten Crosby von der Bühne zerren.
Wie besonders dieses Konzert war, zeigt der Vergleich mit dem zeitgleich erschienenen "The Acoustic Concert" von 1991. Weder das sitzende Publikum noch die drei Musiker können an die Intensität ihres Auftrittes acht Jahre zuvor anknüpfen – obwohl sie ohne Begleitung auf der Bühne stehen und Crosby wieder aktiv ins Geschehen eingreift.
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