laut.de-Kritik
Ein Neustart voller Verwüstung.
Review von Connor EndtVor drei Jahren wurden DIIV zu Grabe getragen. Mit Drogenproblemen, ständigen Skandalen und Boulevard-Reportern am Hals beschloss Frontmann Zachary Cole Smith, die Reißleine zu ziehen. Nicht nur deshalb stellt "Deceiver" ein neues Kapitel in der Bandgeschichte dar: Auch musikalisch hat sich einiges geändert.
Die Unbeschwertheit des Vorgängers "Is The Is Are" ersetzt Smith auf dem dritten Album durch eine Wand aus Schrammel-Gitarren. Zwar liegt über dem Mix immer noch sein verträumt säuselnder Gesang, aber der Reboot erzeugt beim Hören ein verstärkt mulmiges Gefühl, der wie ein harter Aufprall aus dem Traum der schwebenden Shoegaze-Welt anmutet.
Highlights der Platte sind die beiden Stücke "Taker" und "Blankenship" und gerade der Erstgenannte kommt so nah an die Smashing Pumpkins wie kein anderer und thematisiert dabei die schwere Zeit, durch die Smith gegangen ist: "You watched my lips make the promise I betrayed / the years I lived in vain, chasing the pain with pain."
Bei "Blankenship" sind es vor allem Drummer Ben Newmann und Bassist Colin Caulfield, die die Band vor sich hertreiben. Dazu servieren DIIV knarzende Garage-Rock-Riffs und diffusen Gesang, der im Hintergrund herumirrt. Auch wenn die düsteren Klangflächen überwiegen, wirken Songs wie "Skin Game" oder "Between Tides" durch wenige Effekte und klare Songstrukturen ziemlich aufgeräumt.
Verwüstung und Schwermütigkeit als Katharsis lautet die Devise von "Deceiver", der Dream-Pop der Anfangstage wird von einem verzerrten, wuchtigen Sound malträtiert. Ein sperriges DIIV-Comeback also, das seine Wirkung erst nach mehrmaligem Hören entfaltet. Dann schimmert allerdings die musikalische Genialität durch, die da unter einer Schicht von emotionalem Ballast vergraben liegt.
3 Kommentare
Unglaublich gute Platte. Einige Reminiszenzen an Bloody Valentine sind nicht zu überhören.
Geilofantenalbum.
Bin grade drauf gestoßen. Mix aus mbv und Deafhaven. Richtig, richtig geil. Rock Musik wird irgendwie wieder immer besser. Hier hätte Pitchfork auch ruhig die 8.0+ oder Laut 5/5 zücken können, dann wäre ich früher drauf gestoßen und nicht erst heute.