laut.de-Kritik
Ein Brite und vier Frauen huldigen uramerikanischen Jukebox-Klängen.
Review von Kai ButterweckNach seinem letzten doch eher recht eingleisigen Prärie-Output "The Blackbird Diaries" widmet sich Pop-Rock-Ikone Dave Stewart auf seinem elften Soloalbum "The Ringmaster General" wieder vermehrt zugänglicheren Klängen. Unterstützend zur Seite stehen dem Briten diesmal illustre Studio-Ikonen wie Tom Bukovac, Chad Cromwell, Michael Rhodes, Dan Dugmore und Mike Rojas. Da sich der Maestro nur selten so richtig wohl am Mikro fühlt, standen auch diesmal die Studiotüren sperrangelweit offen, was die Damen Joss Stone, Jessie Baylin, Diane Birch und Alison Krauss zu einer Stippvisite nach Nashville veranlasste.
Die Erstgenannte macht es sich gleich beim Opener "I Got Love" in der Gesangskabine gemütlich und unterlegt den feurigen Midtempo-Pop-Rocker mit gewohnt ausdrucksstarker Stimme. Nach knapp fünf Minuten tauschen Joss Stone und Diane Birch die Plätze und das beschwingte Treiben macht sich mit dem folgenden "Just Another Fall" auf den Weg in den nächstgelegen Saloon, ehe Dave Stewart für "A Different Man Now" schwermütig und mit leichtem Dylan-Timbre gesegnet erstmals alleine vors Mikrofon tritt.
Der Schnulz-Faktor nimmt zu, und dennoch kann man sich Stewarts perfekt arrangiertem Treiben nur schwerlich entziehen, auch wenn die Belegschaft auf "Drowning In The Blues" in punkto Gute-Nacht-Klänge noch gehörig einen draufsetzt. Der Tennessee-Jukebox-Flair hat was. Die Akustische, das Piano, die Streicher und das säuselnde Organ von Alison Krauss werfen zwar nahezu sämtlichen Lagerfeuer-Pop-Kitsch in die Waagschale, doch irgendwie verbiete sich das Drücken der Skip-Taste.
Der einsetzende Wah Wah-Sechssaiter im anschließenden "Girl In A Catsuit" macht müde Gemüter wieder munter. Plötzlich rockt die Bude und sämtliche akustischen Instrumente suchen das Weite. Das unspektakuläre "Slow Motion Addict No. 2" entpuppt sich als typisches Füllmaterial, bevor das folgende Song-Dreierpack, bestehend aus "You Took My Love", "God Only Knows You Now" und "The Ringmaster General" die aufgescheuchten Pferde mit seichten Klängen wieder zurück in den Stall beordert.
Zum Finale ("Story Of Success")werden dann doch noch mal die Peitschen rausgeholt, ehe der Zirkus-Zampano mit "A New Song For Nashville" allen Liebhabern uramerikanischen Liedguts ein letztes Mal aus der Seele spricht. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass ein Dave Stewart sich auch anno 2012 einen feuchten Kehricht um angesagte Hypes und Trends kümmert. Der Kerl zieht sein Ding einfach durch. Und auch wenn sich auf "The Ringmaster General" kein Song befindet, der die Musikwelt in ihren Grundfesten erschüttert, so reiht sich dennoch genug Qualitätsware aneinander.
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