laut.de-Kritik
So sehr Metal waren die Kölner noch nie.
Review von Mathias MöllerTage der Trauer begingen im vergangenen Sommer die Freunde anspruchsvollen Hardcores nicht nur in und um Köln. Die dort ansässigen Days In Grief gaben ihre Auflösung bekannt.
Tenor: "Wir können uns die Band nicht mehr leisten." Klar, jede kapitalistische Lebenswelt verlangt, dass man mit (Lohn-)Arbeit das nötige Geld verdient - Days In Grief gewährleistete das nicht, oder nicht mehr.
Und so zog das Quartett die Reißleine, Ende Dezember gab es ein Abschiedskonzert, auf dem sie gleichzeitig ihr Vermächtnis verkündeten: Ihr selbstbetiteltes viertes Album. Ein letzter Kraftakt, im Selbstvertrieb unter die Leute gebracht.
Der mit 5:40 Minuten fast etwas lange Opener "Alienated Confidence" eröffnet das Abschiedsmanifest atmosphärisch interessant mit Piepsern aus dem Synthie und Streichern. Ein Hubschrauber fliegt durchs Gehör und bei 1:08 fällt die Band über den Hörer her.
Sofort wird klar: So sehr Metal waren Days In Grief noch nie. Ein klassisches Solo steht am Anfang, bevor mit der Strophe etwas Einzug hält, was schon eher das Prädikat Hardcore verdient. Days In Grief sind mächtig, open minded und deep wie immer, auch das ist nach Song Nummer eins geklärt.
Auch in der Folge wandeln sie auf dem Grat zwischen Metal und Hardcore (wobei dabei nicht immer Metalcore herauskommt). Auffällig: Nur zwei der Stücke sind kürzer als vier Minuten. Days In Grief lassen sich in keine Genreschranken weisen und musizieren auf einem ansprechend hohen Niveau. Sie kommen auch textlich ohne die in der Szene nicht untypischen Plattitüden und Parolen aus.
A propos untypisch: Das Artwork lässt nicht unbedingt eine Hartwurst-Scheibe erwarten. Florales Design auf grauem Grund macht sich im CD-Regal sicherlich gut. Im abschließenden "Gratitude" zeigt die Band ihre Dankbarkeit gegenüber den Fans und sagen: Thank you for the music! Am Ende heißt es: "The last verse / The last chorus / Close this chapter of my life / In gratitude."
Und für hartgesottenen Fans gibt es ein Schmankerl: Der Hidden Track "More I Might Give" ist der erste Song, den DIG je geschrieben haben. Der Anfang steht am Ende, der Kreis ist geschlossen.
2 Kommentare
hatte eigentlich mit keiner platte mehr gerechnet. muss mal reinhören - einer der wenigen international konkurrenzfähigen deutschen emo-bands.
nuja, emo ... hör rein, mir taugt sie wirklich. ist halt viel metal-gegniedel dabei.