laut.de-Kritik
Akkustik Bombast mit zuviel Ballast an Bord
Review von Marc WinkelmannWenn Travis Meeks auf seine neue Platte zu sprechen kommt, klingt das mehr nach dem Lebenswerk eines dämonischen Philosophie-Professors als einem 20-jährigen Musiker. "Ich fordere die Welt und alle, die meiner Arbeit Beachtung schenken, auf, mir zu folgen - über die Grenzen der Realität hinaus, in der wir gezwungen sind zu leben."
Und weiter: "Ich möchte, daß die Leute sich bei Schwarzlicht, bei Kerzen, in einem Feld, um ein Feuer herum hinsetzen und das Album von vorne bis hinten durchhören. Denn erst alle Songs zusammen ergeben das Gesamtwerk und sie sollen die Chance erhalten, richtig zu wirken."
Gemessen an diesem Anspruch und der mehrjährigen Produktionszeit ist der Titel des Albums erstaunlich schlicht ausgefallen. "Days Of The New 2" täuscht zudem auch vor, daß alles beim Alten geblieben ist. Die Band "Days Of The New" aber ist Vergangenheit; seine ehemaligen Schulfreunde Jesse Vest, Matt Taul und Todd Whitener sind nicht mehr seine Bandkollegen. Der Meister hat nun endgültig das Zepter allein in der Hand.
Das Ergebnis dieses Zepterschwingens ist ein Film, den der Regisseur Meeks vor des Hörers Augen abspult. Er schickt uns als Protagonisten von einem Abenteuer zum nächsten, durch Tiefen und Höhen der weiten öden Prairielandschaft, ohne allerdings selber daran teilzuhaben. Er und seine Band stehen abseits, aber dennoch präsent in der weiten Landschaft und erfüllen den Raum mit ihrem vollen, satten Akkustiksound. Es scheint, als habe Meeks alles schon selber erlebt und sei gedanklich bereits einen Schritt weiter.
Nichts geringeres als ein zeitloses Konzeptalbum wollte Travis Meeks mit "Days Of The New 2" erschaffen und damit in die Liga von Pink Floyd oder auch Led Zeppelin aufsteigen. Gelungen ist ihm das nicht. Allerdings muss er mildernde Umstände bekommen - die Messlatte ist die höchste, die er hätte wählen können.
Er wird weiterarbeiten, um seinem Ziel noch einen Schritt näher zu kommen. Bleibt zu hoffen, daß er dabei ein wenig an Bescheidenheit gewinnt und sein Akkustik-Bombast ein wenig an Ballast verliert. Es würde helfen.
1 Kommentar
Ich kann da vollkommen zustimmen. Allerdings würde ich gerne behaupten, das Meeks sich auch selbst durch seinen zeitweise extrem massiven Drogenkonsums viel verbaut hat, denn an Genialität ist er nicht zu knapp bestellt. Wie sieht es denn aus? Wann wir das 3. Album rezensiert?