laut.de-Kritik
Für Band wie Fans ein gewagter Schritt.
Review von Michael EdeleSchon während der Tour mit Sieges Even hat man Devon Graves über das nächste Album sprechen hören, welches eigentlich sogar als Doppelschlag mit einer recht harten und einer eher melodischen Scheibe angedacht war. Letztendlich sind leider nur zehn Songs auf "A Lullaby For The Devil" gelandet, die allerdings sowohl für die Band, als auch ihre Fans einen gewagten Schritt in Richtung Neuland darstellen.
Die Mischung machts, hat sich Devon wohl gedacht und einfach die seiner Meinung nach besten Stücke aus beiden Welten auf dem fünften Studioalbum vereint. Soll heißen, auf "A Lullaby For The Devil" finden sich genauso harte und ungewohnt kantige wie melodische Songs, mit unerwarteter Melodieführung und - dem begnadeten Querflötenspiel des Glatzkopfs. Doch zunächst bricht der Opener "Psychosphere" über einen herein und drückt mit einer hart groovenden Basslinie, nicht weniger druckvollen Gitarren und aggressiven Vocals ganz schön an die Wand.
Nicht viel versöhnlicher stimmt zunächst der tonnenschwere Einstieg von "Goodbye City Life". Nach den ersten paar Minuten erklingt dann die gewohnt zauberhafte Stimme von Devon und - was für einige Fans vielleicht fast noch wichtiger ist - sein ungemein gefühlvolles Flötenspiel. Aber zu früh gefreut, denn "Here Come The Pigs" dreht die Härteschraube wieder deutlich an. Devon reduziert seinen Stimmeinsatz weitgehend auf ein Flüstern und lässt gegen Ende Samples und dezenten Gesang einfließen.
Deutlich melodischer und wärmer schallt "Lost In You" aus den Speakern - obwohl der Sänger einige härtere Strophen mit eingeflochten hat. Das extravagante "A Stairway To Nowhere" weist zwar noch bedingt die hypnotischen Beats und spacige Grundstimmung der Vorgängerscheiben auf, die Tool- und A Perfect Circle-Elemente sucht man aber vergeblich. Viel mehr prägen sich mehrstimmige Gesänge und harte, aber eher im Hintergrund gehaltene Gitarren beim Hörer ein, je weiter sich der Song entfaltet.
Dem folgt mit "The Gossamer Strand" ein melancholisches Instrumental mit Klavier und Querflöte. Doch selbst hier geht es nach zwei Minuten richtig zur Sache und Gitarren und Flöte geben richtig Gas. Ab da wechseln sich harte, schnelle mit ruhigere, melodischen Parts in überraschenden Aspekten ab. Eine hypnotische Basslinie leitet "Any Sign At All" ein und wird durch chorartige Keyboards und einem recht sehnsüchtigen, klagenden Gesang unterstützt. Dennoch klingt der Track irgendwie sperrig.
Das sieht bei der Ballade "Fear", die auf Akustikgitarren und Klavier basiert, wieder ganz anders aus: Zum Refrain setzt eine Hammondorgel und ein nicht weniger begeisternder Gesang ein. Kein Wunder, dass danach mit "Further Down" erneut eine richtig heftige Nummer folgt. Die Gitarren sägen kräftig und machen den kurzen Song zu einem Weckruf, ehe einen der Titeltrack vermeintlich in den Schlaf lullt. Nur vermeintlich, denn auch hier wird bald wieder Fahrt aufgenommen.
Wer sich die Erstauflage abgreift, wird noch mit einem Multimediapart inklusive vier Live-Akustikstücken belohnt, wovon zwei Songs noch aus der Zeit mit Psychotic Waltz stammen.
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