laut.de-Kritik
Keine Killer, aber auch keine Filler.
Review von Kai ButterweckSieben Jahre und zwei Studioalben hat es gedauert, ehe sich Delta Spirit-Frontmann Matt Vasquez dieser Tage endlich vor die Presse-Mikros stellen konnte, um folgenden Satz loszuwerden: "Wir haben endlich unseren Sound gefunden, den wir gesucht haben und zu dem wir uns über die Jahre hinentwickelt haben."
Ein Statement, das auf den ersten Blick wirkt wie ein standardisierter Promo-Einzeiler und dem Hörer zunächst nur ein müdes Lächeln abgewinnen lässt. Spätestens jedoch nach den ersten vier Songs des selbstbetitelten Drittwerks der Mannen aus San Diego wird klar, dass es sich beim hier Zitierten nicht nur um bloße Marketing-Worthülsen handelt, sondern weitaus mehr dahinter steckt.
Zwar erinnert der Opener "Empty House" mit Background-Banjos und offenen Akkorden hier und da noch an alte Americana-Zeiten, doch bereits das folgende Dreierpack, bestehend aus "Tear It Up", "California" und "Idaho" präsentiert sich mit wabernden Indie-Gitarren, eingestreuten Samples und verschrobenen Übergängen fernab von Vergangenem aus dem Hause Delta Spirit.
Überaus modern entziehen sich die Songs gängigen Strukturen. Es geht um das Hier und Jetzt. Das stets etwas im Hintergrund erklingende Organ von Sänger Matt fungiert auf Songs wie "Otherside" oder "Time Bomb" als perfektes Bindeglied zwischen immer wieder aufkeimender Vintage-Attitüde und flächendeckenden Neuzeitlichem. Stets etwas weinerlich säuselt der Frontmann seine intimen Betrachtungsweisen des Lebens ins Mikro, während sich der opulente Background wie eine flauschige Decke um das ergreifende Treiben an vorderster Front hüllt.
Selbst punkige Ausflüge in die frühen Achtziger ("Tellin' The Mind", "Saves") stehen dem Quintett gut zu Gesicht, sodass am Ende die Erkenntnis bleibt, dass es da draußen wirklich noch Bands gibt, die in Zeiten von Huschhusch-Single-Outputs mit Aussicht auf das schnelle Geld, das eigentliche Ziel beim Erschaffen von Kunst – nämlich Authentizität und Eigenständigkeit über allem zu stellen – nicht aus den Augen verlieren.
Der Lohn ist dann ein Album wie dieses hier, vollgepackt mit Leidenschaft und Dynamik; ein Album, das vor allem aufgrund seines dicken roten Fadens überzeugt. Delta Spirit haben den Wert des Ganzen über das verkrampfte Kreieren eines oder zweier Airplay-Hits gestellt und verdienen dafür nicht nur ein anerkennendes Lächeln, sondern huldigenden Applaus
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