laut.de-Biographie
Disillusion
Es gibt immer wieder Bands, für die zählen musikalische Grenzen nichts, denn sie lassen sich in keine der bekannten Schubladen quetschen. Statt sich mit einem Stil zufrieden zu geben, mischen sie einfach alles zusammen, was ihnen gefällt. Wenn dabei dennoch großartige Musik heraus kommt und nicht nur ein konfuses Sammelsurium, dann hat man es meist mit wirklich großen Musikern zu tun. Nachdem sich die Kanadier von Into Eternity und die Israelis von Orphaned Land mit ihren 2004er Outputs in diese Liga gespielt haben, liegt es nun an den deutschen Disillusion, dorthin zu folgen.
Den Anfang nimmt die Band 1994, als sich Andy 'Vurtox' Schmidt (Gitarre/Gesang) Tobias Spier (Gitarre/Gesang), Alex Motz (Drums), Markus Espenhain (Bass), und Jan Stölzel (Keys) zusammen schließen und in Zwickau vor sich hin lärmen. Dabei versuchen sie, den Sound von Pantera und Machine Head mit ein paar melancholischeren Momenten zu kombinieren. Nach einem ersten Demo-Versuch steigt Markus '96 aus und widmet sich fortan Morhythm. Als musikalische Einflüsse kommen noch Meshuggah dazu, auf dem zweiten Demo lassen sich schon die ersten, guten Ansätze erahnen und auf dem "Red" Tape kann man bereits von einem eigenen Stil sprechen.
So langsam, aber sicher ist klar, dass sich Disillusion zu einer anspruchsvollen Band entwickeln, die sich Gedanken über die Zukunft machen muss. Die Touren werden größer und die Zeit, die das Bandleben fordert, wächst ständig an. Dies führt dazu, dass sich Alex und Tobias gegen die Band und für einen geregelten Arbeitstag entscheiden: Disillusion sind vorerst Geschichte. Andy schaut sich nach dem Split nach anderen Musikern um, die seine Vorlieben teilen, kann aber nie so recht Anschluss finden. Auch als Alex wieder Gefallen an der Band findet und sie zusammen an Songs arbeiten, sind sie mit der Situation nicht wirklich glücklich.
Im Dezember '99 stößt Gitarrist Rajk Barthel zu den beiden, was den Enthusiasmus zunächst doch wieder anhebt. Doch 2000 ist klar, dass Alex die Band zeitlich nicht auf die Reihe bekommt, und er steigt endgültig aus. Andy und Rajk suchen sich schnell einen Keyboarder und einen Drummer, denn das Wave Gotik Treffen steht an, auf dem sie spielen sollen, was letztendlich aber nicht klappt. Zumindest finden sie in Jens Malauschka einen guten Drummer und in Jörg Heinze zeitweise einen zweiten Gitarristen. Den zweiten Gitarrenposten übernimmt Andy demnach wieder (auch bei Moshquito), ehe bei Disillusion endlich ein Fortschritt zu verzeichnen ist.
Nachdem sie 2001 ein wirklich professionelles Demo mit dem Namen "Three Neuron Kings" aufgenommen haben, wirbeln sie im Untergrund damit unglaublich viel Staub auf. Vom den vielversprechenden Reviews ermutigt, folgt im August 2002 eine EP namens "The Porter", die auch international für Aufsehen sorgt und vor allem bei Metal Blade auf begeisterte Ohren trifft. Der Vertrag ist schnell unterzeichnet, und Andy und Co. machen sich an die Arbeiten zu ihrem Debütalbum. Diese ziehen sich über ein eineihalb Jahre hin, wobei allein acht Monate für die Aufnahmen verstreichen. Dass sie dabei insgesamt vier Deadlines übertreten, ist nicht weiter verwunderlich.
Doch Label und Band sind von dem Album überzeugt, und wie sich Anfang April 2004 zeigt, auch vollkommen zu recht. "Back To Times Of Splendor" ist ein außergewöhnliches Album, das genau wie die oben genannten Bands eine homogen verbundene Stilvielfalt bietet, die man meist vergeblich sucht.
Die Live-Umsetzung nimmt das Trio in opulenter Besetzung in Angriff. Auf der Bühne unterstützen sie ein Keyboarder, ein Bassist und Background-Sänger. So spielen sie unter anderem auf dem Summer Breeze 04, ein paar Dates mit Impious und als Support für Amon Amarth. Im August 2004 steht die Wiederveröffentlichung der längst vergriffenen "Three Neuron Kings"-EP an.
Im April 2005 scheint es, als ob die langjährige Suche nach einem geeigneten Bassisten endlich erfolgreich wäre. Doch der Tieftöner namens Ralf Willis ist im September schon wieder Geschichte. So arbeiten sie wieder als Trio an neuen Songs. Insgesamt 18 Monate dauert dieser Prozess. Ganz bewusst wollen sie keinen identischen Nachfolger für "Back To Times Of Splendor" aufnehmen. Im Studio wird gestritten, gekämpft und musiziert. So entstehen insgesamt elf Songs, die im Oktober 2006 das Licht der Welt erblicken und einige Überraschungen bereit halten. Bis zum Ende des Jahres tragen sie das neue Material auf diversen Gigs in Deutschland live vor.
Da sich allerdings auch Drummer Jens 2007 von der Band verabschiedet, müssen sie sich also schon wieder nach neuen Mitgliedern umsehen. Alexander Tscholakov nimmt hinter den Drums Platz, den Bass übernimmt vorerst Alla Fedynitch, die schon bei Pain, Enemy Of The Sun und diversen anderen Bands oder Projekten dabei war/ist. Nachdem er etwa ein Jahr eine Auszeit genommen hat, kehrt Jens wieder zur Band zurück und mit Matthias Becker (Safi) haben sie auch einen neuen Bassisten mit an Bord, da Alla inzwischen auch noch bei Atrocity ist und somit auf zu vielen Hochzeiten tanzt.
Die Arbeiten am Nachfolger zu "Gloria" laufen Mitte 2008 bereits auf Hochtouren.
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