laut.de-Kritik
Der musikalische Schnarchfaktor erreicht Sandmännchen-Dimensionen.
Review von Alexander CordasSie macht es einem nicht einfach, die gute Doro. Den Versuch, sich von alten Kischees zu trennen, um neutral an die neue CD ran zu gehen, zerstört schon das grauenhaft aufgemachte CD-Cover. Eine schlecht stilisierte Dorothee Pesch lehnt lasziv an etwas Undefinierbarem. Auf ihrem grazilen Arm hat sich gerade ein Adler oder ein ähnliches Federvieh niedergelassen. Titel dieses Schmocks ist - mit gezieltem Griff ins Geschmacks-Klosett - "Fight".
Es wird niemanden überraschen, dass die Düsseldorferin sich wieder an die altbewährten Zutaten hält. Mit Pete Steele grummelt wieder einmal ein prominenter Musiker zusammen mit Frau Pesch ins Mikro und die liebgewonnene Tradition des deutschsprachigen Songs ("Hoffnung") lässt sie sich auch dieses Mal nicht nehmen. Wie schon der Vorgänger "Calling The Wild", so kann auch "Fight" nicht überzeugen. Die einen nennen das "sich auf die eigenen Stärken besinnen", andere werden dem "mangelnde Kreativität" entgegen werfen. Los geht der Eiertanz mit dem Titeltrack.
Eigens für die deutsche Box-Furie Regina Halmich geschrieben, nimmt sich das gar nicht so schlecht aus, wenn nicht immer diese Texte wären, die vor dümmlichen Reimen und abermillionen mal rezitierten 08/15-Sprüchen nur so strotzen. "And I hope we stand alive, we gotta fight" schickt den Hörer sofort ins Lyrik-Nirvana, aus dem man bis zur letzten Strophe von "Hoffnung" nicht mehr erwacht. Besagtes reiht sich nahtlos in das "Für Immer"-Geschwurbel ein, mit dem sie uns seit den Achtzigern beglückt.
Den dreifach eingesungenen Rittberger präsentiert die Metal-Lady dann in der Uptempo-Nummer "Always Live To Win". "Life is a game and you always live to win". Da kommt die leise Ahnung auf, dass diese Parolen nur aus dem ultimativen Doro-Lyrics-Generator entsprungen sein können. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, sich so einen Mumpitz auszudenken. Was die Texte nicht ganz schaffen, erledigt die Mucke wie von Zauberhand: der Schnarchfaktor steigt bei Nummern wie "Salvaje" in Sandmännchen-Dimensionen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Die musikalische Valium-Tablette erhält durch "Chained" dann die perfekte Abrundung. Etwas derart Schlimmes hat die Frau wahrscheinlich seit "Burning The Witches"-Zeiten nicht mehr auf Tape gebannt.
Und so murkst sich Doro durch ein Album, das im Vergleich zu alten Scheiben "rawer, earthy, totally rooted to the soil" klingen soll. Dass einem da nicht spontan der Lacher im Hals stecken bleibt, liegt wahrscheinlich daran, dass sie das ernsthaft zu glauben scheint. In Anlehnung an "Hoffnung" sei noch angemerkt:
"Gib mir Hoffnung, dass es weiter geht,
Hoffnung, dass ich's übersteh'.
Hoffnung, dass du nie von mir gehst,
Hoffnung, dass es weiter geht."
Und so hoffen sie weiter und wenn sie nicht gestorben sind, dann hoffen sie noch heute. Denn jede Rose, die gebrochen, hat vorher stets noch übel gerochen ...
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