laut.de-Kritik

Metal ist für Dave Grohl weit mehr als bloß ein Spaßprojekt.

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Es gäbe sicherlich bessere Zeiten, um über das erste Dream Widow-Album zu berichten. Das Soloprojekt des Foo Fighters-Kopfes Dave Grohl machte in den vergangenen Wochen bereits mit einem besonderen Versprechen auf sich aufmerksam. Dream Widow versteht sich als Thrash Metal Werk, in dem Grohl seine dunkle Seite auslebt, was am roten Pentagram, das das Cover ziert, unschwer zu erkennen ist. Bereits vor 20 Jahren widmete sich Grohl mit dem Projekt Probot seiner Faszination für Metal.

Mit "Encino" beginnt "Dream Widow" überraschend wild, ungebremst und haut den Hörer*innen direkt hohe Shouts um die Ohren, die im ersten Moment eine Grindcore-Assoziation erlauben. Auch die Länge von eineinhalb Minuten lässt aus dem Opener einen kurzweiligen und direkten Einklang werden, der zwischen Groove-betontem Thrash Metal Riffing und melodiösen Gitarrensoli wechselt.

Von Dave Grohls gewohnter Foo Fighters-Stimme ist auf "Dream Widow" nur wenig zu hören. Viel mehr setzt der Musiker seine Stimme sehr vielseitig ein. So erinnert der Gesang und das Instrumental von "Cold" mit seinem Vibe an einen neueren Gojira-Track, der jedoch gänzlich auf technisch versierte Aspekte verzichtet.

Es sind die schnelleren Songs wie "March of the Insane", die Spaß machen und im Riffing teils an Metallica, Slayer und Megadeth erinnern. Dabei sind die Vocals so abwechslungsreich und tangieren fast Black Metal-Screams, dennoch ist der atmosphärische Refrain perfekt eingebunden. Mit Surf Rock-Elementen sticht "The Sweet Abyss" als experimenteller Track heraus, der dennoch nicht seinen roten Faden verliert.

In der Mitte des Albums schwächt sich der Eindruck ein wenig ab, was jedoch mit "Becoming" ausgebügelt wird. Mit einer musikalischen Ästhetik zwischen Black Metal und Doom baut sich das Intro über eineinhalb Minuten auf und baut Sounddesign Elemente mit ein. Die Atmosphäre wirkt düster und wird mit dem härtesten Einstieg, den es auf dem Album zu hören gibt, tatsächlich in Doom-Sphären unterbrochen. Schreie und gehaltene Gitarrenakkorde bereiten vor, was sich definitiv als Doom-Riff erkennen lässt und Dream Widow noch mal von einer gänzlich neuen Seite zeigen. "Becoming" zeigt leicht progressive Death Metal-Windungen im Riffing und erinnert mit vielen Drum Fills und dem Riffing stellenweise an Mastodon.

Der zehnminütige Instrumentaltrack "Lacrimus die Ebrius" beendet das Debüt von Dream Widow mit ähnlichen Doom-Sphären wie "Becoming", driftet jedoch etwas mehr in Stoner Rock-Gefilde ab, die kurzzeitig von atmosphärischen Akustikgitarren unterbrochen werden und ein anmutiges Momentum offenbaren.

Dave Grohl beweist mit Dream Widow, dass er ein verdammt vielseitiger Musiker ist, der weit mehr kann als nur Rockmusik. "Dream Widow" funktioniert als Ganzes besser, als manche Alben etablierter Szenegrößen und lässt dabei nicht zu offensichtlich hören, wer hinter all dem steht.

Wer ohne Erwartungen in "Dream Widow" geht und ein Spaßprojekt erwartet, hat in Teilen recht. Spaß macht das Album definitiv. Dabei wirkt es aber in keiner Weise persiflierend oder überdrüssig, sondern ist verdammt ordentlich geschrieben und weit mehr als ein "Spaßprojekt", wie man es vielleicht von anderen Künstler*innen kennt und fälschlicherweise erwarten könnte.

Trackliste

  1. 1. Encino
  2. 2. Cold
  3. 3. March Of The Insane
  4. 4. The Sweet Abyss
  5. 5. Angel With Severed Wings
  6. 6. Come All Ye Unfaithful
  7. 7. Becoming
  8. 8. Lacribus Dei Ebrius

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