laut.de-Kritik
Krank, diese Briten!
Review von Frank GaspariKrank, diese Briten, war der erste Gedanke, als ich "Hörse Of The Dög" zum ersten Mal hörte. Genial, der zweite Gedanke. In England längst Stars, versucht die Band mit dem unaussprechlichen und sehr verwirrenden Namen nun auch Deutschland mit ihrem Soundgewitter zu überrollen. Und dies soll zudem noch das Debüt von den vier Jungs aus Brighton sein, das gerade mal 29 Minuten lang ist? Mutig!
Mit einem abartigen Drive und purer Energie pusten die psychopathischen Herren uns einen Rock'n'Roll um die Ohren, der richtig knüppelt. Rotzige Gitarren mit geilen stakkatoartigen Powerchords metzeln zusammen mit einem fies geknüppelten Schlagzeug alles nieder. Ruhig halten ist nicht, Kopfnicken ist angesagt, und der Wunsch nach Pogo kommt auf.
Stilistisch irgendwo zwischen The Cramps, Danzig, Bauhaus oder sogar Ministry unterbreiten uns TEBMD ihre absurden Gedankengänge. Die Stimme des Sängers erinnert stark an die von Oldschool-Punk- oder Goticbands. Manchmal klingt der Sänger ein bisschen nach Glenn Danzig, in anderen Songs aber auch wie der "Bauhaus"- oder "Christian Death"-Sänger. Im Track "Fishfingers" kreischt er dank Stimmverzerrer sogar wie AC/DC-Sänger Bonn Scott, richtig fett eben.
Dass die Jungs einen ordentlichen Schaden haben, beweist auch ihr Sinn für schwarzen Humor, der sich hier in den Texten deutlich bemerkbar macht. So wollen sie doch tatsächlich in "Celebrate Your Mother" die Mutter mal kurz hernehmen und …. ich will dies hier aber nicht weiter vertiefen. "Chicken" hört sich dank des typisch galoppierenden Taktes am stärksten nach Psychobilly an. Und der Song "psychosis Safari" beruft sich auf die frühen Gothicrock Zeiten - schmutzig verwaschene Gitarrenriffs und eine kratzige Gothrockstimme, glücklicherweise aber nicht so depressiv und langatmig, wie man das aus alten Tagen kennt. Bei "Giant Bones" trommelt sich der Schlagzeuger beinahe einen ab, und die Gitarren erinnern schon fast an alte Metalsongs. "Morning Has Broken" geht nach "Celebrate Your Mother" am meisten ins Ohr, da der Song von einer richtig groovenden, unverkennbaren Bassline getragen wird.
"Hörse Of The Dög" ist auf jeden Fall mal wieder ein richtig lobenswertes Debüt, weil es nicht auf dem Trittbrett mitfährt, und die Jungs auf Risiko gehen. Psychobilly ist zwar grad wieder stark im Kommen, wie Madsin und die Cramps zur Zeit beweisen, aber diese Jungs sind eben keine reinen Psychobillies. Sie bedienen sich mal ein bisschen hiervon und mal ein bisschen davon und mixen daraus ein abgefahrenes Album, bei dem jedes Lied seinen eigenen verschrobenen Beigeschmack bekommen hat.
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