laut.de-Kritik
Müssen ohne Stempel unter dem Diktat nach Hause gehen.
Review von Philipp SchiedelDas Berliner Radio "Fritz" will mit seinem Sampler "Berlin Macht Schule" in seiner Stadt gerade einen neuen Hype etablieren und so etwas wie der Nachfolger der Hamburger Schule werden. Bei manchen Bands der Berliner Schule ist dieser Hype auch mehr als gerechtfertigt, wie immer ist aber auch der eine oder der andere Flop am Start.
Elvira sind zwar nicht der große Aussetzer dieser Popszene, aber vollkommen überzeugen können diese Indie-Popper leider nicht. Ihre Platte riecht einfach zu sehr nach einer Schülerband, die ihren drei Hamburgern Idolen (Toc aux Trois) nachzueifern versucht und nebenbei noch zwei Scheiben der Flensburger Echt im Plattenschrank hat. In der Mittelstufe geht das voll in Ordnung, nur leider sind Elvira wohl schon über ihren Zivildienst hinaus, schrammeln aber immer noch in Indie-Pop-Manier aus dem schuleigenen Proberaum, der zwar defintiv solide ist, aber den Hörer nicht gerade an die Boxen fesselt.
In bemühten Abiturienten-Texten versuchen die Berliner, ihre Jugend mit Mädchen, Freunde und Depressionen zu verarbeiten. Wenn man dann auf Teufel komm raus versucht, saudoofe, aber unheimlich wichtig und poetisch klingende Wörter zu benutzen geht das öfter total in die Hose. Ein Satz wie "...und von denen, die bis zum bitteren Ende am selben Platz, in der selben Reihe saßen und VORZUGSBEDINGT Pappmaché mit Gurken fraßen" kann davon ein Liedchen singen.
In Sachen Berliner Schule sind Bands wie Virginia Jetzt! oder die famosen Delbo eher für ein Antesten zu empfehlen. Die haben ihre musikalischen Hausaufgaben nämlich fehlerlos erledigt. Elivra bekommen leider keinen Stempel unter ihr Diktat und gehen nur mit einem "Befriegend" nach Hause zum Mittagstisch.
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