laut.de-Kritik
Die Insel hat eine neue Soul-Queen.
Review von Kai ButterweckNur selten hält man ein Debütalbum in den Händen, das bereits nach dem ersten Durchlauf das Gefühl vermittelt, als würde sich der oder die Verantwortliche bereits seit Jahren in den Ruhmeshallen des Pop-Olymps bewegen. "Our Version Of Events" ist ein solches Album.
Die Protagonistin Emeli Sandé hat bisher eher andere für sich ins Rampenlicht gestellt. Die Rede ist von Leona Lewis, Cheryl Cole oder auch Susan Boyle, die sich in der Vergangenheit nur allzu gerne mit den Federn der Schottin schmückten. Emeli fungierte bis vor kurzem noch ausschließlich als im Hintergrund waltende Songwriterin.
Nun präsentiert sich die Insulanerin selbst an vorderster Front, und ganz Großbritannien liegt der extrovertierten Erscheinung zu Füßen. Zu Recht, denn die Dame mit dem außergewöhnlichen Haarschnitt hat neben ihrem Talent für gehaltvolles Songwriting auch noch eine Stimme zu bieten, die im internationalen R'n'B-Bereich so manch etablierte Kollegen ziemlich alt aussehen lässt.
Feinfühlig, warm und stets etwas versetzt phrasiert, thront das Organ wahlweise über flotten Beats ("Heaven", "Daddy") oder schmachtender Opulenz ("Mountains", "Maybe"). Spätestens wenn Emeli sich dann auch noch den Button "Soul" ans Mikro heftet und auf "Next To Me" mal so eben eine ganze Branche in eine Definitionskrise führt, schließt man sich den feudalen Lobgesängen aus dem Vereinigten Königreich gerne an.
Es ist vor allem die Verbindung zwischen der markanten Stimme Emelis und ihrem beeindruckenden Talent, Songs in ihrer Struktur wachsen zu lassen, die "Our Version Of Events" zu etwas Besonderem macht. Elemente aus Pop, Hip Hop, R'n'B und Soul werden nicht einfach nur wahllos und beliebig miteinander verflochten. Vielmehr ergänzen sich alle musikalischen Puzzleteile zu einem homogenen Ganzen, das sich zwar schwer kategorisieren lässt, aber dennoch einheitlich und in sich geschlossen klingt.
Das nahezu durchgehend auf Augenhöhe stattfindende Duell zwischen Stimme und Instrumentierung findet letztlich aber doch noch einen Sieger, wenn auf "Breaking The Law", "River" und "Hope" sich nur noch zart Gezupftes und melancholische Pianoklänge der Stimme entgegensetzen und Emelis einfühlsamen Organ nur noch huldigend zur Seite stehen. Wohl dem, der weiß, wann es Zeit ist, das Feld zu räumen.
2 Kommentare
Sensationelle Platte! Habe sie im Vorprogramm von Coldplay das erste Mal live erleben dürfen! Ein absoluter Genuss! Freu mich auf die Solo-Show im Kölner Gloria! Lange war ein Debüt nicht mehr so überzeugend wie dieses hier!!!
wirklich ein sehr tolles Album, wird auch mit jedem Hören besser. Was die letzte Zeit alles aus UK kommt ist echt unglaublich.
My Kind Of Love, Daddy, Clown, Read All About It sind meine Favoriten. Aber am besten finde ich Breaking The Law, so eine wunderschöne Melodie und diese grandiose Stimme ... wow