laut.de-Kritik

Dieser Prog Rock ist immer wieder für die eine oder andere Maulsperre gut.

Review von

Wow, dieses Jahr verwöhnt einen zwar nicht gerade mit Sonnenschein (oder Geldsegen, willigen Frauen, guten Noten, Freibier, ...). Dafür schneit mir ein geniales Prog Rock/Metal Album nach dem anderen auf den Tisch. Zwar spielen Enchant in etwas gemäßigteren Tönen als Pain Of Salvation, Dream Theater oder Vanden Plas, trotzdem sollte das Quartett aus der Bay Area langsam in einem Atemzug mit eben jenen Acts genannt werden.

Mit dem Traumtheater verbindet die Herren nicht nur eine gemeinsame Tour. Auch einige Gitarrenlicks oder Keyboardmelodien, die übrigens allesamt von Klampfer Doug Ott stammen, erinnern mich gelegentlich an die New Yorker Kollegen. Hört euch nur den Keyboardsound bei "My Everafter" an und ihr wisst was ich meine. Aber damit hat sichs dann auch schon mit den Parallelen, denn wie gesagt sind Enchant eher im Prog Rock Bereich anzusiedeln, denn im Metal. Was Doug auf "Blink Of An Eye" abliefert ist eh nicht von dieser Welt. Der Wechsel zwischen wunderschönen Melodien und abgedrehten Läufen ist immer wieder für die eine oder andere Maulsperre gut.

Anders als früher schaffen es Enchant auch mal, einen Song unter der fünf Minuten-Marke ins Ziel zu bringen. Soll heißen, die Songs sind etwas kompakter, nicht mehr mit 30 verschiedenen Riffs und Breaks voll gepackt, aber trotzdem noch interessant genug, dass man auch nach dem zwanzigsten Durchlauf Feinheiten heraus hört, die einem noch gar nicht aufgefallen waren.

Sänger Ted Leonard kann mich mit seiner Leistung voll und ganz überzeugen und es beinahe über die komplette Spielzeit vermeiden, in überstrapazierende Kopfstimmen-Bereiche vorzudringen. Statt dessen hebt er seine variable, warme Stimme mit jedem Song noch ein weiteres Stück an die Klassiker-Grenze heran. Es fällt mir unglaublich schwer, irgendeinen Song besonders hervorzuheben, da es hier keinen Aussetzer gibt. "Monday" könnte es vielleicht schaffen, sich als geheimer Favorit von mir zu etablieren und das nicht nur, weil ich mich dabei immer wieder an "Ten Summoner's Tales" von Sting erinnert fühle. Wer also noch Zeit für emotionale Rockmusik hat, greife hier zu.

Trackliste

  1. 1. Under Fire
  2. 2. Monday
  3. 3. Seeds Of Hate
  4. 4. FLat Line
  5. 5. Follow The Sun
  6. 6. Ultimate Gift
  7. 7. My Everafter
  8. 8. Invisible
  9. 9. Despicable

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