laut.de-Kritik
Mystischer Pop zwischen Tribal-Drumming und Tom Waits.
Review von Alexander CordasMaria Apetri aka Fallulah hat sich Zeit gelassen, um einen adäquaten Nachfolger zu ihrem fulminanten Debüt einzuspielen. Drei Jahre vergingen, ehe sie Anfang 2013 mit "Escapism" nachzog. Wieso es über ein Jahr dauerte, ehe sich ein Label gefunden hat, dieses Album auch hierzulande zu veröffentlichen, bleibt einmal mehr ein unergründliches Geheimnis. Statt das Eisen zu schmieden, so lange es richtig heiß ist, lässt man eine Perle vor sich hin gammeln.
Man möchte aus der Haut fahren, denn an der Kreativität und den Songs, die die Dänin uns kredenzt, kann es sicher nicht liegen. Fallulah macht genau dort weiter, wo sie 2010 aufgehört hat: Eigenwilliger und unkonventioneller Pop mit starkem Fokus auf perkussive Elemente kennzeichnen ihren Klangkosmos.
Positiv zu vermelden isst, dass Frau Apetri den Trend zu Autotune immer noch an sich vorüber ziehen lässt. Aufgemotzte Tracks, die das Anbiedern an den Zeitgeist zur Maxime erheben, sucht man hier vergebens. Produktionstechnischer Firlefanz ordnet sich sklavisch dem Wohl von Melodie und Rhythmus unter.
Genau eine Sekunde dauert es, ehe die Toms wieder rollen. "Deserted Homes" mutet schon mit den ersten Klängen eher nach Tribal-Drumming als nach Pop an. Dieses durchzieht den kompletten Song. Auch wenn der Opener rhythmisch eher auf der monotonen Schiene reitet, verbreitet er eine mystische Atmosphäre, die der seltsame Text, der zum grüblerischen Träumen einlädt, nur unterstreicht.
Die fordernden und treibenden Beats sind elementarer Bestandteil ihres Konzepts. Sogar der anfangs im beschaulichen Balladen-Outfit daher kommende Titeltrack entfesselt gegen Ende im Verbund mit Trompeten einen unwiderstehlichen Vibe. "Come Into My Heart", die nächste Slow Motion-Nummer mit Harfe und Düster-Effekten glänzt mit Elektro-Anklängen, Düsterelfengesang und einer Atmosphäre, die irgendwo zwischen Björk, David Lynch und Tom Waits-Gerumpel siedelt.
Neben ihrem unzweifelhaften Songwriting-Talent und der ausgeklügelten Rhythmik besticht Fallulah auch durch ihre glänzende Gesangsleistung. Dass sie dieses Talent ganz dem Song unterordnet und nicht an Phrasierungsorgien und Ego-Eskapaden verschwendet, macht ihre Kompositionen nur noch charmanter.
Fallulah bleibt immer noch eine angenehme Ausnahmeerscheinung im Pop, die abseits des angesagten Mainstreams wieder ein Album an den Start gebracht hat, das gänzlich ohne Ausfall auskommt. Ärgerlich für die Künstlerin nur, dass nicht einmal jetzt richtig Promo-Alarm gemacht wird. So steht zu befürchten, dass auch diese Pop-Schönheit im Wust der Neuveröffentlichungen untergeht.
3 Kommentare mit 3 Antworten
Ein super Album! Das Debut war schon ein kleines Meisterwerk, wird schwer das zu überbieten; vor allem das Re-Release mit Out of it. Nach den enttäuschenden Lily Allen und Lykke Li Alben, freu ich mich umso mehr das Fallulah so gut geworden ist. Irgendwie komisch das sie nicht so erfolgreich war/ist wie Lykke Li, Bridges und Out of it waren schon große Hits fürs Pop-Radio.
Schönes Album. Zwar gefallen mir nicht alle Songs, aber die Mehrzahl der Lieder finde ich sehr unterhaltsam. "Dried-Out Cities" ist mein Ohrwurm-Favorit.
Im Fahrwasser von Lorde, was ich eben über youtube so zu hören bekomme. Sehr gut. http://www.youtube.com/watch?v=vn_OvW9cR9M
Das Album gab es schon vor Lorde, wurde ja schon Anfang 2013 in Dänemark veröffentlicht.
Ja, stimmt. Dann eben im Fahrwasser aller Indie Gören, die zur Zeit nach oben gespült werden.
Zieh dir unbedingt Out of it, Give us a little love und Carol of the bells rein. Letzteres ist eins der besten Weihnachstssongs ever!