laut.de-Biographie
Farhot
Selbst jemand, dem der Name Farhot zunächst wenig sagt, kennt mindestens eine Handvoll Arbeiten des Hamburgers. Der deutsch-afghanische Musikproduzent, der eigentlich Farhad Samadzada heißt, hat spätestens seit Mitte der 2000er bei einer Menge nationaler wie internationaler Hits seine Finger im Spiel. Sein Stil kennt keine Ländergrenzen.
So zeichnet der gebürtige Afghane sowohl für Produktionen für Selah Sue, Nneka und Haftbefehl ("Chabos Wissen, Wer Der Babo Ist") als auch für Talib Kweli verantwortlich.Längst weist Farhot Gold- und Platinalben mit Culcha Candela und den Fantastischen Vier vor, als er 2008 einen Publishingdeal mit der EMI unterschreibt.
Dort feiert man Samadzada als den angesagtesten Urban-Pop-Produzenten seiner Zeit. Wie wenige andere kombiniert er warmen analogen Livesound mit elektronischem Eklektizismus. Darüber liegt stets eine charmante Hip Hop-Patina. Das überzeugt auch Patrice, Curse, Fettes Brot und sogar Jimi Blue.
"Ich lasse den Dingen gern Raum zur Entfaltung", meint der zurückhaltende Farhot selbst ganz lakonisch. Für ihn erscheint der Weg bis zum eigenen semiinstrumentalen Künstleralbum auf Jakarta Records im Jahr 2013 von Anfang an klar. Darauf mischt er seine offensichtlichen Hip Hop-Einflüsse mit klassischer afghanischer Volksmusik und Reggae.
Sein erstes eigenes Tonstudio baute er einst im elterlichen Keller in Hamburg-Neuwiedenthal. Dort entstehen erste Mixtapes, mithilfe von Cubase eifert Farhot den Produktionen eines RZA oder Dr. Dre nach. Der Rest ist Multi-Platin-Erfolgsgeschichte.
Zusammen mit Bazzazian formiert sich Farhot zum Produzenten-Gepann Die Achse. Gemeinsam setzen sie etwa Azad, Karate Andi, Chefket, Samy Deluxe oder Haiyti musikalisch in Szene. Kein Wunder, dass Farhots Solo-Karriere bei so viel Umtriebigkeit lange auf der Strecke bleibt.
Ganze sieben Jahre sind seit "Kabul Fire Vol. 1" ins Land gezogen, ehe dieses Buch doch noch ein zweites Kapitel bekommt: Das legt der Hamburger Exil-Afghane im Januar 2021 nach. "Kabul Fire Vol. 2" entpuppt sich erneut als musikalische Suche nach den eigenen Wurzeln: Farhot samplet und zitiert sich einmal quer durch Musik und Pop-Kultur des Landes, aus dem er als Kind fliehen musste. Aus dem gefundenen Material knüpft er beeindruckend dichte instrumentale Soundteppiche. Nur in einem Track streuen JuJu Rogers und Nneka Rap und Gesang ein.
Farhot geht es bei diesem Projekt nicht nur darum, die eigene Biografie aufzuarbeiten und sich sein musikalisches Erbe zu erschließen. Ihm ist zudem wichtig, Stellung zu beziehen und ein Zeichen zu setzen: Vergiss' nie, woher du kommst.
1 Kommentar
"Längst weist Farhot Gold- und Platinalben mit Culcha Candela und den Fantastischen Vier vor, als er 2008 einen Publishingdeal mit der EMI unterschreibt."
"Das überzeugt auch Patrice, Curse, Fettes Brot und sogar Jimi Blue."
alle helden an bord und dann dieser faux pas. Lauti....