laut.de-Kritik
Einblicke ins Leben eines Reimemonsters.
Review von Alexander EngelenFerris MC ist sicher einer der kontroversesten Rapper in den deutschen Breitengraden. Mit seinem neuen Werk unterstreicht er dies einmal mehr. Dass der mittlerweile 30-jährige Ferris in seiner "Audiobiographie" Einiges zu berichten hat, versteht sich eigentlich von selbst. Aus seinem nicht ganz keuschen Lebensstil hat das Reimemonster noch nie einen Hehl gemacht. Nach einer Zwangspause, die seine exzessive Lebensart forderte, ist er nun zurück. Wie D-Flame mit "Daniel X" im vergangenen Jahr veröffentlicht Ferris nun auch seine Biographie in Album-Form.
Zu Anfang macht der Titel-Track deutlich, wie wichtig Rap in Ferris' Lebensweg war und ist. Der ruhige Piano-Beat schafft dabei die passende Stimmung, und der Rapper erklärt glaubhaft, dass die Musik oft der einzigste Halt in schwierigen Zeiten war. Diese Stimmung nimmt die erste Single-Auskopplung "Zur Erinnerung" erneut auf, in der es nicht um ihn selbst geht, sondern um die tragische Geschichte seines besten Freundes.
Eine weiterer Teil seiner Story ist sein Dasein als "Einzelkämpfer". Da kommt zur entspannten Art noch eine Menge Wut im Bauch hinzu. Ferris selbst hatte zwar nie ein Problem damit, nicht in das System zu passen, seine Mitmenschen machten es ihm jedoch nicht leicht. Ob daraus auch seine Tendenz zur Schizophrenie resultiert, kann ich nicht sagen, aber bei "Marilyn Mongos Rache" bekommt man einen Einblick in den alltäglichen Kampf seiner zwei Persönlichkeiten.
Dass in Ferris akustischem Lebenslauf auch seine Vorliebe fürs Feiern nicht zu kurz kommen darf, ist klar. So kann man sich auf dem an die Neptunes erinnernden Beat von "Rock Das Haus" ein Bild davon machen, wie für Ferris eine Party abgehen muss. In "King Is Back" verlangt der Rapper grölend von den Fans dann genau das, und macht es mit dem missglückt monotonen Synthie-Instrumental zugleich gänzlich unmöglich. Diese Art von Beats sind das große Manko des gesamten Albums. Fast die Hälfte der Beats folgen dem einen Schema. Vorwiegend trägt die langweilig künstliche Musik die Handschrift von Tobi Tobsen (Fünf Sterne Deluxe). Höhepunkt der zweifelhaften Zusammenarbeit ist der schlumpfige Techno-Song "Feieralarm". Ich muss zugeben, dass ich diese Spielereien zu Fünf Sterne-Zeiten noch amüsant fand, mittlerweile sind sie nur noch peinlich.
Peinlich fanden Einige auch die Kollaboration von Ferris mit Dieter Bohlens Superstar-Sternchen Vanessa S. auf "Fiesta". Die schütteln wahrscheinlich bei "Popstarz" nur noch den Kopf. Sagte ich anfangs nicht, Ferris sei der King der Kontroverse? Dieser Song verdeutlicht jedenfalls aufs Übelste Ferris' Abneigung gegen die angesprochene Spezies. Dass dieser Track in seinem billigen Shout-and-Response-Style aber gerade die Qualität von einer Bro'Sis-Produktion hat, wird Ferris, genauso wie jegliche Kritik, definitiv am Hintern vorbei gehen. Mir jedoch nicht.
So schließt sich der Kreis. Ferris MCs zieht sein Ding durch und scheißt auf alles und jeden. Und wer gedacht hätte, Ferris' Persönlichkeit wäre nach diesem Album durchschaubarer geworden, wird eines besseren belehrt.
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