laut.de-Kritik

Ein Triumvirat eindringlicher Stimmen und Gitarren.

Review von

Drei Männer schrieben drei Tage lang drei Songs täglich. Weniger als einen Steinwurf von der Supergroup-Lade entfernt, zauberten Ben Harper, Joseph Arthur und Dhani Harrison mit neun Kleinoden akustischer Musik eine Handvoll Mantras für wahlweise Sonnenauf- oder -untergang.

Fistful of Mercy ist dabei keine Aneinanderreihung von drei Egos, es ist ein Organismus. Das zentrale Element sind die dreistimmigen Chorgesänge, die in ihrer Perfektion an die Fleet Foxes erinnern. Im Vergleich fallen die Chöre aber um einiges rauer und lebendiger als die luftigen Gesänge der Füchse.

Mit allen Spielarten der akustischen Saiteninstrumente macht sich das Trio in "In Vain Or True" gleich an die akustische Untermalung für die erste tieftraurige Nacht nach einem Beziehungsende. Dunkel kommt der Opener um die Ecke und es ist klar: das fröhliche Up-Tempo-Lagerfeuer überlassen Fistful of Mercy den anderen.

Diese Grundstimmung hält über den Großteil des Albums an, strapaziert aber niemals den leidgeplagten Nerv. Ganz im Gegenteil: Wenn Ben Hapers flehendes Falsett inmitten der perfekt orchestrierten Harmonien "I Don't Wanna Waste Your Time" säuselt, will man ihm am liebsten lauthals das Gegenteil versichern.

Denn einige Zeit will schon investiert werden in dieses Album, am besten bei gedimmten Licht und Rotwein an einem kalten Winterabend. Dann entfaltet sich die ganze Spiritualität, die den Songs anhaftet, und man taucht ein in die tiefe Gefühlswelt der Künstler.

Auf "As I Call You Down" schichtet sich ein groovender Bass über das songdienliche Drumming von Jim Keltner, der schon mit Dhanis Vater und Konsorten arbeitete. Darüber wiederholt das Harmonie-Dreigestirn den Refrain mit einer Verbissenheit, die das religiöse Thema vollends zum Mantra macht. Da wiegt der Kopf automatisch meditierend im Takt mit.

Dafür stampft der Folk-TwoStep "Father's Son" recht zügig durch das Country-Tal. Die Geschwindigkeit tut Fistful of Mercy gut, der Song ist (wie der Violinen/Piano-Treiber "Things Go 'Round") ein fast notwendiger Ausbruch aus der bisherigen gedämpften aber atmosphärischen Stimmung. Aber auch wenn das Trio bei der großen Leinwand bleibt, den großen Kitsch, der einem sonst oft in diesem Genre begegnet, ersparen uns glücklicherweise die Herren Harper, Harrison und Arthur.

Wer solche Songs wie das namensgebende "Fistful Of Mercy" oder "Restore Me" raushaut, braucht auch keinen überbordenden Griff in die Schmalzkiste. Jede der 341 Sekunden von "Fistful of Mercy" greift mit einem allumfassenden Optimismus nach unserer Gnade, während "Restore Me" gebetsähnlich Ben Harpers Slidegitarre heiligspricht. Die Nacht mag zwar dunkel sein, aber der Morgen naht hörbar.

Die abschließende Versöhnung mit "With Whom You Belong" durchbricht vollends mit zauberhaften Gesängen die dunkele Wolkendecke. Viel besser als mit den Zeilen "I hope you find friends with whom you belong" könnte dieses Album auch gar nicht aufhören. Hier haben sich drei verwandte Seelen gefunden.

Trackliste

  1. 1. In Vain Or True
  2. 2. I Don't Want To Waste Your Time
  3. 3. As I Call You Down
  4. 4. Father's Son
  5. 5. Fistful Of Mercy
  6. 6. 30 Bones
  7. 7. Restore Me
  8. 8. Things Go 'Round
  9. 9. With Whom You Belong

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