laut.de-Kritik
Kein Gefluche, keine Waffen, kein Sex.
Review von Stefan JohannesbergDer Gza strickt mit seinem vierten Streich an der eigenen Legende. Der Albumtitel und das von seinem Sohn gesprochene Intro nehmen Bezug auf seine 95er Klassikerscheibe "Liquid Swords", während die ersten Zeilen des orchestralen Openers "Auto Bio" den Old School-Background des wutang'schen Rap-Genies skizzieren: "I was born, with the mic in my hand. Then I took it from Medina, to the S.I. land. I pulled up on the block, go out the truck, it was the first of pit stops. The era of the spinnin' tops, the birth of Hip Hop."
Soundtechnisch jedoch weist die "Legende des flüssigen Schwertes" eher Parallelen zur letzten Platte "Beneath The Surface" auf: klare, fast zu glatt produzierte Beats kommen mit modern arrangierten Soul-Samples im Synthie-Gewande (Isaac Hayes in "Animal Plantet") um die Ecke, ohne jedoch die Tiefe und Härte früherer Wu-Werke zu fabrizieren. Die Talente des Rza fehlen halt an allen Ecken und Enden. Nur ein einziger, dazu noch recht mittelmäßiger Track ("Rough Cut") durfte der Clan-Produzent beisteuern und auf seinen angestammten Sessel des Executive Producers setzte sich der Genius selbst. So schließt sich der Karriere-Kreis, denn auch sein 91er Debüt "Words From The Genius" zeigte den Gza als unabhängigen, eigenständigen Künstler.
Trotz der Kritik schafft es Gary Grice ein Potpourri verschiedener Tunes zu kreieren, dass einem Rookie durchaus zur Ehre gereicht hätte. "Did Ya Say That" stößt funky-jazzy in Native Tongue-Gefilde vor, bei den monoton-pumpenden "Silent" und "Fam (Members Only)" sorgen Ghostface, Street Life, Rza sowie Masta Killa am Mic für Wu-Feeling pur, und "Stay In Line" rockt crossovermäßig mit Gitarrenloop und Chorus a la No Doubt. Der Titeltrack, produziert von Ex-Jigga-Mentor Jaz-O, wartet mit einem Freeway-Hook auf, "Fame", nach "Labels" und "Publicity" vereint Dr. Dre-Keyboards mit Scratches, und "Highway Robbery" wildert im Dancehall-Genre.
Auh hohem Niveau wie eh und je schneiden dagegen die scharfzüngigen Lyrics ins Fleisch der Wack-Emcees. Genau wie Kollege Rakim sind weniger inhaltsschwangere Themen eines Nas oder Krs-One Gzas Passion sondern komplexe Wortspielereien in Sachen Battle-Texte: "Perfect pitch for language that's built within where half the rap ink couldn't hold my pen." Ob sich die jungen Cats aber für derartige Rap-Akrobatik noch interessieren - siehe Flop der "Legend Of A Liquod Sword" in den USA - ist mehr als fraglich. Kein Gefluche, keine Waffen, kein Club-Appeal, kein Mafioso-Geprotze, kein Sex. Sprich, nichts Spektakuläres. Nur gute Rap-Musik einer Hip Hop-Legende.
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