laut.de-Kritik
Wenn nach dem Intro noch eins und noch eins kommt, gehen die ersten schon wieder zur Biertheke.
Review von Michael EdeleKurze Frage vorneweg: Darf man überhaupt von Metal sprechen, wenn die Live-DVD die FSK-Freigabe 0 hat? Geht doch irgendwie gar nicht. Scherz beiseite: Vier Jahre nach "Hell Yeah!!! The Awesome Foursome" legen Gamma Ray mit "Skeletons & Majesties Live" ihre zweite DVD vor, machen die Sache aber nur bedingt besser als beim ersten Versuch.
Intros sind ja schön und gut, aber man kanns auch übertreiben. Wenn nach dem Intro noch eins und noch eins kommt, gehen die Ersten doch schon wieder zur Biertheke, bevor es wirklich losgeht. Gerieten die Bildaufnahmen des Montreal-Materials schon ärgerlich, fragt man sich auch bei den Pratteln-Bildern, ob die Kameracrew sich mit dem Lichtmenschen nicht abspricht, schlechtes Material am Start haben, oder ihren Job bei blauem Licht einfach nicht beherrscht.
Soundtechnisch gibt es dieses Mal allerdings nicht das Geringste auszusetzen. Gerade beim Gesang gestattet sich Kai Hansen keine Blöße und lässt sich die hohen Backings dieses Mal von Keyboarder Corvin Bahn zusingen. Auch die Gesangslinien von Basser Dirk Schlächter wirken erstaunlich souverän, wenn man bedenkt, dass der Mann bei den Aufzeichnungen anscheinend eine ordentliche Grippe hatte.
Das erklärt zumindest ansatzweise, warum er 'auf's Griffbrett starren' quasi zum Sport erhoben hat. Die routinierte Lustlosigkeit der anderen in der ersten halben Stunde entschuldigt das aber nicht. Vielleicht liegts daran, dass man im Z7 in Pratteln noch gemütlich durch alle Reihen schlendern kann, aber das Stageacting erscheint dermaßen behäbig. Man bekommt echt den Eindruck, es mit einem Rudel alter, schlapper Säcke zu tun zu haben.
Spieltechnisch machen die Fünf nichts falsch, aber die drei Standlampen auf der Bühne gehen einfach gar nicht. Bei Kai ist das nachvollziehbar, aber auch wenn Henjo hin und wieder mal ein paar Bühnenmeter gut macht – echte Spielfreude strahlt er dabei nicht unbedingt aus. Auch die Nahaufnahmen von Kai: Mehr als Jobroutine vermittelt das nicht.
Gerade, wenn ein bisschen Stimmung aufkommt, in eine Ballade einzusteigen, halte ich für gewagt, doch das Publikum scheint begeistert. Warum man (wenn auch im Schnelldurchlauf) die Umbaupause drin lassen muss, leuchtet mir aber nicht ein. Seis drum: Dem Titel der DVD gemäß bekommt man ein paar Akustikversionen und Raritäten im Programm versteckt und gleich drei Tracks mit Ex-Helloween- und nun Unisonic-Fronter Michael Kiske.
Der verscheißt es im als Duett dargebotenen "A While In Dreamland" ein paar Mal ordentlich, doch der Humor- und Sympathiefaktor stimmt. Das trifft auch auf das abschließende "Future World" zu - aber Singspielchen nerven IMMER NOCH wie Sau!
Die Bonus-DVD birgt zunächst mal Aufnahmen der Vortagsshow in Bochum. Auch dort scheint nicht gerade die massive Spiel- und Bewegungsfreude zu herrschen. Doch sieht man die Jungs hier deutlich öfter mit einem Grinsen im Gesicht als in Pratteln. Mag durchaus an der besseren Publikumsreaktion liegen.
Zudem gibt es ein paar Interviews (auch mit der Crew), einmal auf Englisch, dann wieder nicht. Zumindest versteht man jetzt, warum Soundengeneer Piesel die Band als chaotisch bezeichnet. Das nur mäßig wieder aufbereitete Material aus grauen VHS-Anfangstagen lässt sich optisch hingegen meist kaum ertragen. Was nicht nur an Bild, Ton und Klamotten liegt, sondern auch an der furchtbaren Alten, die damals auf Tele 5 moderiert hat.
Wie bei einem Autounfall schaut man aber trotzdem hin und tut sich das Elend bis zum Ende an. Eine auf Englisch schwäbelnden Ralf Scheepers sieht und hört man auch nicht alle Tage. Der Humor taugt natürlich immer noch nur für Eingeweihte.
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