laut.de-Kritik
Verraucht, energisch, routiniert.
Review von Giuliano BenassiAuf seinem 2003 erschienenen Monsters Of Rock-Mitschnitt hatte Gary Moore eine neue Platte seiner Hard Rock-Combo Scars angekündigt. Stattdessen liefert er im Juni 2004 eine Scheibe unter eigenem Namen mit dem Titel "Power Of The Blues". Handelt es sich um die Rückkehr zum Genre, dem er sich in den 90er Jahren verschrieben hatte? Hat er schon wieder genug von "Out In The Fields" und "Parisian Walkways"?
Nicht ganz, wie der Titeltrack zu Beginn der CD zeigt. Zwar huldigt Moore dem klassischen Blues-Schema, schließt seine Gitarre aber wie zuletzt an den Verstärker an. Das Ergebnis ist ein Sound, der stark an Led Zeppelin erinnert – verraucht und energisch, aber dennoch gefühlvoll. Trotz des jugendlich anmutenden Graffiti-Covers ist in diesem Album nicht mal ein Hauch an Transgression oder Neuerung zu spüren.
Schlecht ist das nicht unbedingt, zumal sich Moore an drei Coverversionen versucht. Willie Dixon steuert zwei Nummern bei: Das verhältnismäßig schräge "Evil" und "I Can't Quit You Baby", dessen Solo den Höhepunkt der Aufnahme liefert und das – kaum zufälligerweise – auch schon Page und Co. spielten. P. Mayfields "Memory Pain" rundet das Angebot ab. Das eigene Material fällt dagegen routiniert aus: die Gitarre ist zwar präsent wie eh und je, richtige Kracher vermag Moore aber nicht aus dem Arm zu schütteln.
Auf den energischen Opener folgt mit "There's A Hole" verfrüht das erste langsame Stück. Überzeugt das kurze "Tell Me Woman" mit einem gelungenen Wah-Wah, fällt "That's Why I Play The Blues" mit seinem Keyboard bescheiden aus. Erst zum Schluss dürfen die hardrockenden Mitstreiter Darin Mooney (Primal Scream) und Bob Daisley (Rainbow, Black Sabbath) endlich Gas geben. "If I feel this way tomorrow, gonna make my getaway", kündigt Moore mit angestrengter Stimme und fieser Gitarre an, gut unterstützt von seiner wummernden Rhythmusgruppe. "Can't Find My Baby" lehnt sich an Chuck Berrys "Johnny B. Goode" an, der Abschluss "Torn Inside" hält dagegen nicht, was er verspricht, und fällt viel zu langsam aus.
"This is the rawest album I've done for many years, maybe the rawest ever" verkündet Moore auf seiner Homepage über "Power Of The Blues". Er sollte es ja wissen. Schade nur, dass ihm dabei nicht allzuviel eingefallen ist.
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