laut.de-Kritik
Flächenbrand, der in Hip Hop, Elektro, Rock und Balladen wütet.
Review von Martina SchmidOh nein, die Feuer, die Ghost Cauldron hier legen, sind alles andere als bescheiden. Das grenzt an einen Flächenbrand, der in Hip Hop, Elektronika, Rock und Balladen wütet, und verbrannte, fruchtbare Erde hinterlässt.
Terranova-Mitglied DJ Kaos und CE.EL beseitigen mit ihrem Debüt alle Klarheiten und räumen erst mal mit den klassischen Vorstellungen einer Albumeinheit auf. Was beatlastig mit einem Deluxe Hip Hop-Track ("Only At Night") beginnt, schlägt über zwölf Stücke hinweg stilistische Haken zu herzerweichenden Balladen ("Right Now"), zu rockigen Low Fi-Instrumentals ("Garage Beat") bis hin zu astreinem Elektro-Pop ("Death Before Disco"). Eine gespenstisch düstere Grundstimmung durchdringt die heterogene Masse und verbindet sie zu einem stimmigen Gesamtbild.
Die Hip Hop-Tracks brillieren allesamt nicht nur durch ausgefeiltes Beat-Bastling, sondern trumpfen darüber hinweg mit ansehnlichen Gast-MCs auf. So repräsentierten das renommierte, aber inzwischen leider gesplittete Anti Pop-Consortium auf "Fear" ihren unvergleichlichen Style, während Apani B Fly aus "Whole World" zwar ein etwas konventionelleres, aber dennoch seltenes 1a Hip Hop-Juwel macht.
Als die funkelndsten Schätze entpuppen sich die zunächst zwar irritierenden, dann aber verzaubernden leisen Stücke. Wie "See What I've Become": leicht geschlagenen Gitarrenakkorde (die aber allesamt aus Kaos' Sample Archiv stammen) begleiten Nick Taylors gedämpfte Stimme und machen uns wunderbar frösteln. "Right Now" versprüht einen ähnlich trostlosen Charme, der unwiderstehlich nach Regen riecht. Musik für wolkenverhangene Tage und mondhelle Nächte.
Ghost Cauldron haben ein durch und durch erstaunliches und zumindest an den meisten Stellen auch erfreuliches Album gemacht. "Invent Modest Fires" entzieht sich jeder klaren Genre-Zuweisung, ohne den Grund unter den Füßen zu verlieren. Respekt.
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