laut.de-Biographie
Gianni Suave
"Fick nicht mit dem Wetter." Dieser hilfreiche Ratschlag wird zum Motto, unter dem Gianni Suave in den späten Zehnerjahren zu einem der Aushängeschilder des deutschen Untergrundraps aufsteigt. Innerhalb weniger Jahre kommt er zu Standing und entwickelt sich dabei unerwarteterweise zu einem der interessantesten und rastlosesten Acts des Genres.
Giannis Geschichte beginnt in Frankfurt am Main, Hotspot von bereits vielen spannenden Deutschrap-Momenten. Eigentlich will er Wirtschaft mit Schwerpunkt Musik studieren, fühlt sich dann aber als einziger Farbklecks in einem ersten Semester voller Jackett- und Anzugträger so unwohl, dass er sich sehr schnell neue Beschäftigungen sucht. Eine davon: rappen, und Gianni merkt schnell, dass er darin ziemlich gut ist.
Er schickt sein Material alsbald bei einem Wettbewerb ein, bei dem dem besten Teilnehmer ein Major-Signing samt Promo-Budget winkt. Deutschrap-Journalist*innen wie Visa Vie oder Toxik merken, dass sie da etwas sehr Interessantes vorliegen haben. Gianni landet erst in den Top 20, dann in den Top 5, am Ende entscheidet er den Wettbewerb vollends für sich. Eigentlich winkt ihm hier also der potentielle Durchbruch.
Der Clou: Gianni tritt diese Prämie nie an. Noch ist er ein unerfahrener Rapper, er hatte noch nicht einmal so recht die Zeit, komplett auszuklamüsern, was sein Style denn sein oder werden könnte. Er will zunächst organisch herausfinden, was für ihn funktioniert und wie es damit am besten laufen könnte. Er will mehr Inspiration finden, mehr Einflüsse kennenlernen.
Wir schreiben das Jahr 2018, und Gianni beginnt einen rastlosen Untergrund-Run: Statt eines Albums gibt es viele Tapes, die irgendwo an der EP-Grenze entlang schrammen. Sie alle zeigen, dass der Junge raw wie Sau ist. "Butter" von 2018 markiert zum Beispiel Kollaborationen mit Artists des Kalibers von OG Keemo. In seiner Crew sitzen die anderen artsy Straßenrap-Kids, Produktionsideen reichen von Metro Boomin bis J. Dilla.
2020 erscheint mit "Dope" die nächste EP, auch den darauffolgenden Lockdown durchlebt er produktiv. Im Folgejahr erscheint eine weitere EP mit dem Titel "Ketten". "Connex" sammelt wenig später ein paar interessante Features, unter anderem von Naru oder Ahzumjot, dann geht es in die Sammelphase.
Auf dem 2025 erscheinenden "Ich Falle In Frieden" lamentiert Gianni Suave, er habe volle zwei Jahre gebraucht, um das Album zu machen. Aber das stapelt ja fast ein bisschen tief, darüber, wie lange es in der Mache war.
Sein Wettbewerbsgewinn liegt inzwischen fast ein Jahrzehnt zurück. Hätte er dieses Sprungbrett genutzt, er wäre zwar schon Welten früher an diesem Punkt angekommen, wäre aber wahrscheinlich auch nie wirklich Gianni Suave geworden. Wenn man sich Qualität und Eigensinnigkeit seines Outputs so ansieht, hat sich sein Risiko wohl ausgezahlt.
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