laut.de-Kritik

Gitarren. Riffbrett. Prügelrhythmus. Billig hingerotzt ...

Review von

Gluecifer sind älter geworden, der Rock stadiontauglicher. Aber es ja auch ihr erklärtes Ziel, ein breiteres Publikum zu erreichen. Dadurch, dass sie ihre Melodiestrukturen ausgefeilt und mehr in den Vordergrund gestellt haben, haben sie einen ganz großen Schritt in diese Richtung gemacht.

Sie steigen mit dem großartigen poprockigen "Reversed" ein. Eingängige Melodie und Riffs, der Song geht vorwärts. Live garantiert ein kickender Stimmungsmacher. Bei "Brutus" kann ich mir nicht helfen. Das erinnert mich streckenweise an eine schnellere Version von Bon Jovis "Living On A Prayer". Das schreckt mich ab und versaut den Song. Balladesk gehts weiter. "Losing End" Basiert wieder auf einer einfachen, eingängig-schönen Melodie. Ein runder, ruhiger Song, der einfach smooth grooved und eine entspannte Stimmung erzeugt. Erinnert mich gar ein wenig an Melodien des letzten PJ-Harvey-Albums.

Ganz laut aufdrehen sollte man seine Anlage bei der Single "Easy Living". Sonst verpasst man, dass sie ganz gewaltig rockt. Der Song funktioniert auf Normallautstärke leider nicht. Dafür kann man danach seine entzürnten Nachbarn mit dem balladesken "Little Man" hervorragend beruhigen. Die Streicher lächeln diesen dann unschuldig an und sagen "schau doch, was für unschuldige Musik ich hier höre". Und wenn der gutgläubige Anwohner drauf reinfällt, beweist ihm "Not Enough For You" sofort, dass er auf einen miesen Betrug reingefallen ist. Die Gitarren quietschen wieder. Leider wirkt der Song nicht wirklich ausgefeilt und geht höchstens vorwärts wie ein alter, lahmer Kaugummi. Na gut, einfach wieder ganz laut drehen, dann geht das als solider Rock durch.

Billig dahin gerotzt. Gitarren. Riffbrett. Prügelrhythmus. Naja, ein wenig plump ist "Black Book Lodge" ja schon geraten. Aber Live kann der bestimmt für fliegende Bierbecher (Pfand, aus Plastik) sorgen. Zu meiner Verwunderung beginnt der nächste Track mit einem verdammten Countrygitarrensound. Dann windet sich "It Won't Be" langsam in einen Desert-Rock-Song, der Gesang bleibt jedoch eindeutig im Norden Europas angesiedelt. "Shotgun Seat" ist eine runterproduzierte, leicht langweilende Gitarrenrocknummer. Ist nichts wirklich dran auszusetzen, bewegt aber auch nicht. Das ändert sich bei den nächsten Songs nicht wirklich. Solider Rock und Ende. "I Saw The Stones Move" hat noch mal schöne Melodien und einen gelungenen Spannungsaufbau zu bieten.

Ein nettes Album, aber nach hinten raus wird es doch ein wenig schmalspurig-plump.

Trackliste

  1. 1. Reversed
  2. 2. Brutus
  3. 3. Losing End
  4. 4. Easy Living
  5. 5. Little Man
  6. 6. Not Enough For You
  7. 7. Round And Round
  8. 8. Black Book Lodge
  9. 9. It Won't Be
  10. 10. Shotgun Seat
  11. 11. Powertools And Piss
  12. 12. I Saw The Stones Move

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