laut.de-Kritik
Ein Muss für jeden Ärzte-Fan.
Review von Mathias MöllerRoyale Feiertage ufern oft zu staatstragenden Zeremonien aus. Denken wir an das Thronjubiläum der Queen im letzten Jahr, erinnern wir uns an ein gigantisches Fest, an dem die ganze Welt teilhaben durfte. Warum sollte es also anders sein, wenn die Kings of Rock ihren zehnten Geburtstag feiern? Gluecifer sind ja für ihre Fähigkeit bekannt, ordentlich zu feiern, dürfte also nichts schief gehen.
Die zentralen Festivitäten fanden (zumindest auf der DVD) am ersten Mai dieses Jahres in Bergen statt, quasi ein Heimspiel für die Fünf aus Oslo. Wer die Live-Qualitäten von Gluecifer kennt, der weiß, was einen erwartet. Hoch-oktaniger Rock'n'Roll mit Schweißausbruch-Garantie. Doch genau ist das Problem: diese Erwartungen erfüllt Gluecifer natürlich auf "Royally Stuffed", aber viel mehr halt auch nicht. Es handelt sich nicht um einen exorbitant spektakulären Gig, sondern um ein einfaches Konzert einer guten, aber einfachen Band.
Und so läuft es ab, wie es wohl schon tausendfach bei Gluecifer gelaufen ist. Sänger Biff Malibu wirkt bei den ersten Songs noch ein wenig steif, doch wenn er nach ein paar Stücken die obligate Sonnenbrille abnimmt und sich aus der Lederjacke schält, tritt er wieder einmal (neben Hank von Helvete von Turbonegro natürlich) den Beweis an, dass norwegische Bierbäuche am meisten rocken. Flankiert von zwei fingerfertigen Gitarristen, die beide sowohl Lead- als auch Rhythm-Guitar spielen, und mit einer felsenfest stehenden Rhythmus-Sektion im Rücken feiern Gluecifer sich selbst und zelebrieren den Rock. Natürlich alles auf norwegisch, was die (leider etwas holprigen) Untertitel unabdingbar macht.
Leider kommt die Begeisterung des Publikums in Bergen nicht so richtig rüber. Obwohl sich Gluecifer völlig verausgaben und die Schnarchnasennummern von der "Basement Apes" draußen bleiben müssen, was nicht heißt, dass diese Scheibe ausgespart wird. Einige Nummern vom eigenartigsten Gluecifer-Album dürfen durchaus mitmachen, vor allem wohl, weil sie an der Rockpolizei vorbeigekommen sind.
Wirklich interessant wird die DVD nach dem Konzert, wenn die Band in einem gut halbstündigen Interview die Bandgeschichte Revue passieren lässt und nett aus dem Nähkästchen plaudert. Wohl eher für Sammler ist die Video-Kollektion gedacht, eine Ansammlung von (zumeist) Performance-Videos der letzten Jahre. Besonders norwegisch: das "I Got A War"-Video mit Eishockey-Prügeleien. Adrett gelöst ist auch die Diskographie, in der zu jedem Album ein Song gespielt wird. Kann man schön im Hintergrund laufen lassen.
Absoluter Höhepunkt ist allerdings eine Stelle in den Highlights von unterwegs, aufgenommen größtenteils von der Band selbst. Dahinter verbirgt sich Material von den diesjährigen Touren mit Monster Magnet im Frühjahr, dem Auftritt auf dem Southside, einigen sehr besoffenen Festival-Kindern, und der Tour mit den Ärzten im Sommer. Und das schießt den Vogel ab (für alle, die es nicht live gesehen haben): Gluecifer spielen zusammen mit BelaFarinRod "Breaking The Law". Ein Muss für jeden Ärzte-Fan. Und für Gluecifer-Fans. Aber für wen sonst?
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