laut.de-Kritik

Ironie ist witzig. Zu viel davon macht müde.

Review von

Liebe Kinder. Es ist noch gar nicht so lange her, da war ich so alt wie ihr. Damals gab es eine Band namens Bloodhound Gang. Die hatte Textzeilen wie "She's only pretty when I'm drunk", worüber ich mich schief lachte. Ich fand es auch toll, wie sich der Frontmann der Bloodhound Gang eine Banane in den Rachen steckte und schließlich vor den Augen des Publikums auf die Bühne kotzte.

Tja, inzwischen bin ich etwas älter und lasse diesen Teil meiner musikalischen Erziehung aus verständlichen Gründen gerne unter den Tisch fallen. Traut meiner Erfahrung und glaubt mir: wenn ihr jetzt auf die Goldie Lookin Chain steht, geht euch das in zehn Jahren genauso. Denn auch wenn diese Hip Hop-Komiker mit Mike Skinner befreundet sein mögen (dessen Album ihr lieber auf eurem Schulweg lauthals singen solltet, dann bekommt ihr auch die Mädels!) - ist "Greatest Hits" trotzdem keine gute Platte. Und ganz wichtig: sie ist auch nicht witzig.

Ok, man muss der Goldie Lookin Chain zugestehen, dass ihre Beats nicht vollständig scheiße sind. Auf der Beatebene ziehen sie ihre Old School Hip Hop-Attitüde wenigstens konstant durch. Da rappelt es trocken wie in "Guns Don't Kill People Rappers Do", wird es luftig locker wie in "Self Suicide" (einem Song über die selbstmörderischen Popstars unserer Zeit) oder es klackert und klickert wie ein guter alter Arcade-Automat ("Half Man Half Machine"). Was bei den Beats stimmt, geht auf der Texteebene durchgehend in die Hose. Die klassischen Klischees werden auf der kompletten Platte durch den Kakao gezogen.

Das Spiel mit Goldklunckern oder "Will breakdance for money"-Schildern ist für einige Bruchteile der Show sogar witzig, z.B. wenn im Booklet die schlechtesten Pieces und Tags abgelichtet werden, die man in der Stadt finden konnte. Fakt bleibt aber, dass Texte wie "Your Mother’s Got A Penis" auch nach fünf Bier nicht sehr witzig sind. Ja, liebe Kiddies, ich weiß, dass die echten bösen Gangstas Ähnliches von sich geben und die GLC sich gerade deswegen witzig finden, aber die echten Mothafuckers sind genau so minderbemittelt wie diese Satire.

Ironie ist witzig. Ironie ist gut. Zu viel davon macht müde und vor allem langweilig, weil durchschaubar. Wer kann schon 42 Minuten am Stück lachen? Und wie soll man über Zeilen wie "I'm gonna massage some oil into my body" auch nur einen Mundwinkel verziehen? Wer aber nur über einen einzigen Gag dieser Platte öfter als zweimal lacht, der kann sofort zugreifen und wird völlig bedient.

Also ihr 14-Jährigen: gehet und kaufet diese Platte. Irgendwann bekommt ihr dann das mir bekannte Bloodhound Gang-Syndrom. Für alle anderen gilt: Ali G hatten wir schon. Erkan & Stefan auch. Was bringt es da, dass die Goldies bessere Beats am Start haben?

Trackliste

  1. 1. The Manifesto
  2. 2. Self Suicide
  3. 3. Guns Don't Kill People, Rappers Do (Dirty)
  4. 4. Half Man Half Machine
  5. 5. Roller Disco
  6. 6. Soap Bar
  7. 7. Billy Webb's Lament
  8. 8. Your Mother's Got A Penis
  9. 9. The Maggot
  10. 10. You Knows I Loves You
  11. 11. Leeroy Fashions' Lament
  12. 12. 21 Ounces
  13. 13. Time To Make A Change

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