laut.de-Kritik

Die perfekte Fortsetzung einer auserzählten Geschichte.

Review von

Es war das passende Ende. Eine unheilvolle Liebesgeschichte. Eine perfekte Tragödie. Doch dann starb "The End of the F***ing World" nicht, sondern bekam eine Fortsetzung spendiert. Erste Reaktion: Hä? Warum müssen so viele Serien, die mit der ersten Staffel eigentlich alles gesagt haben und zu einem stimmigen Abschluss gekommen sind, immer noch weitergehen? Warum kann etwas wie "Matrjoschka" oder "After Life" nicht einfach aufhören, sobald die Geschichte auserzählt ist, bevor man es in zig Verlängerungen irgendwann gegen die Wand fährt? Reaktion nach Sichtung der zweiten Staffel, ohne jetzt zu viel zu spoilern: Danke! Falls noch nicht geschehen: Schaut euch unbedingt beide Staffeln an.

Wie schon beim ersten Durchgang, übernimmt erneut Blur-Gitarrist Graham Coxon den Soundtrack. Nachdem wohl mittlerweile klar sein dürfte, dass das kurze Comeback der Band mit "The Magic Whip" leider nicht mehr als eines von Damon Albarns unzähligen Projekten darstellte, widmet er sich auf diesem Weg seit dem letzten Jahr wieder seiner weitaus kauzigeren Solo-Karriere. So bringt uns die Serie die erste Musik von ihm seit "A+E" von 2012. Seine Songs fangen die Stimmung der Serie perfekt ein und unterstützen sie.

Schrullig werkelt sich Coxon durch unterschiedlichste Genres und Atmosphären. Viele Tracks bleiben kurze Skizzen, kratzen gerade einmal an der Zwei-Minuten-Marke. Mal mit Gesang, mal instrumental. Mehr braucht es oft auch nicht. Warum nicht aufhören, wenn eh alles längst gesagt ist und man davon auf der Reise von Alyssa und ihren Gefährten ohnehin nur Bruchteile zu hören bekommt?

Mal Folk, mal Independent, mal Country. In "Bonjour, Monsieur" gibt es sogar einen Ausflug zum französischen Chanson der 1960er. "The End of the F***ing World 2" gleicht einem alten Discounter, der anstelle der großen Namen eben fantasievolle Ersatzprodukte in seinen Laden stellt. Was dann eben auch bedeutet, dass es das im Trailer eingesetzte Cover des Billy Idol-Klassikers "White Wedding" nicht auf das Album geschafft hat. Schade, aber schmecken tuts trotzdem.

Das schwermütige "She Knows" atmet dabei mit der verzerrten Gitarre und der possierlich vor sich hin tappelnden Klaviermelodie noch am ehesten den Spirit von Coxons (wohl ehemaliger) Band. Der nächtliche Opener "Down To The Sea" hat mit seiner Tremolo-Gitarre und einem garstigen Mundharmonika-Solo etwas Verschworenes. "Mash Potato" ist einfach ein herrlich sinnbefreiter, grundsympatischer Folk-Track zum Liebhaben.

"Why Are You Crying?" greift noch einmal "Walking All Day" auf, das schönste Lied der Reihe, das sich jedoch auf dem Vorgänger befindet, der insgesamt einen kleinen Ticken besser ausfällt. Mit "Vale" endet die Geschichte diesmal weitaus zuversichtlicher als der erste Durchgang. Vielleicht schwingt hier aber auch einfach die Hoffnung mit, dass sich Graham Coxon von der Arbeit an dem "The End of the F***ing World"-Doppelwerk inspirieren lässt, doch einmal wieder ein reguläres Album zu veröffentlichen.

Trackliste

  1. 1. Down To The Sea
  2. 2. Dining Room Stand-Off
  3. 3. Madder Than Me
  4. 4. Mash Potato
  5. 5. A Better Beginning
  6. 6. Bonjour, Monsieur
  7. 7. Bonnie The Kid
  8. 8. Hat
  9. 9. Beautiful Bad
  10. 10. I'll Race You Home
  11. 11. Layby Eyes
  12. 12. This Time Tomorrow
  13. 13. She Knows
  14. 14. Something Sweet
  15. 15. Wedding March
  16. 16. Fly Away
  17. 17. Threw It Away
  18. 18. Why Are You Crying?
  19. 19. Meaner Than The Sea
  20. 20. Vale

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