laut.de-Kritik
Die Dichte der Rockhits ist erschreckend hoch.
Review von Michael EdeleGrande Royale? Hat das nicht irgendwas mit Nicke Andersson zu tun? Ja, tatsächlich. Aber eher nur so am Rande. Musikalisch ist man zwar in ähnlichen Gefilden unterwegs wie der Hellacopters-Chef, aber die Schweden aus Jönköping gehen ihren eigenen Weg.
Nachdem es zuletzt im Karton gerappelt hat und Sänger Hampus Steenberg seine Koffer packte, wurde nicht lange nach Ersatz gesucht, sondern einfach Gitarrist Gustav Wremer das Mikro vors Gesicht gestellt. Und der macht eine verdammt gute Figur – für meinen Geschmack sogar eine deutliche bessere, als sein Vorgänger. Die rotzige Stimme von Gustav passt perfekt zum auch spürbar knackigeren Sound von "Carry On".
Die Hitdichte auf der Scheibe ist dann fast schon erschreckend hoch. Die absoluten Topsongs sind mit "Let It All Go" und "Just As Bad As You" zwar schnell ausgemacht, aber dass bei den restlichen neun Nummern kein einziger Stinker dabei ist, spricht ganz klar für die Qualitäten der Schweden.
Und so geht es mit dem rotzig fetten und extrem tanzbaren Opener "Troublemaker" gleich in die Vollen. Kein Ton zu viel, kein Refrain zu lang. Die Schweden liefern auf den Punkt und verzetteln sich dabei zu keiner Zeit in Belanglosigkeiten. "One Of A Kind“ zündet gleich hinterher und macht die Vorfreude auf den Frühling und Sommer nur noch größer.
Es muss aber gar nicht immer nur rocken und rotzen. "Bang", "Headbanger's Ball" und allen voran der Titeltrack haben einen Swing, der einem selbst im Sitzen beinahe den Arsch aus der Hose zieht. Da kommen selige Erinnerungen an Wolfgang Parker auf. Und wenn wir schon bei anderen, außergewöhnlichen Songwritern sind: Wie wäre es mit Michael Monroe?
"Staying Dry" könnte durchaus aus dessen Feder stammen und entweder auf einem seiner Soloalben stehen oder auf einer Scheibe von Hanoi Rocks. Aber auch Fans von anderen Bands wie Supercharger sollten sich definitiv angesprochen fühlen. Wer es mit den Dänen hat, kommt an "Let It All Go" oder "Not The Same" auf keinen Fall vorbei.
Und – na klar – auch Freunde der Backyard Babies kommen auf keinen Fall zu kurz: Zum einen, weil man musikalisch ähnlich tickt und zum anderen, weil Dregen sich bei "Just As Bad As You" die Ehre gibt. Und gerade noch doomt man sich mit "Schizoid Lullaby" ein wenig durch die Stoner-Prärie, da ist die Scheibe schon wieder rum. Was tun? Richtig, Repeat drücken.
2 Kommentare mit 6 Antworten
Ist okay. Mit irgendwas müssen Rock-Neulinge ja starten. Im Vergleich zu The Atomic Bitchwax, z.B., aber etwas zu sauber und dezent zu gewollt.
Hab .ich da durchgeskippt und es klingt irgendwie schon wie durchgängig solider Schweinerock, allerdings ohne große Ausreißer nach oben. Passt der Eindruck?
mich
Ja, "solide" triffts. Habe zwei-drei starke Ohrwürmer, Hooks oder WTF-Momente gesucht beim ersten Hören, fand aber keine. Ich brauche sowas um Bock zu haben, die Platte noch mal zu hören und den Rest mehr schätzen lernen zu können.
Das meinte ich. Der Stimulus fehlt.
Dann schieb dir doch die Tastatur in den...
Hab ich schon, um auf das Niveau deiner Beiträge zu kommen ;-*
Sehr cooles, schmutzig-rockiges Album mit viel Melodie. Kannte die Band bislang nicht. Wird an mir liegen, aber irgendwie erinnert mich der Gesang an Alice Cooper. Ich gebe ****.