laut.de-Kritik
Gitarrenwände, Samplefragmente und eingängige Refrainhooks mit einer Prise Düsternis
Review von Florian SchadeFriedhof der Kuscheltiere Teil X: Hat da irgendjemand Trent Reznors toten Hund ausgegraben, um ihm unter dem Namen Gravity Kills neues Leben einzuhauchen? Nein, neu ist der Sound dieses Quartetts aus St. Louis wahrlich nicht. Doch warum nach Neuland reisen, wenn man weiß, wie der Hase läuft? Der Innovationspreis der Pop-Industrial-Sparte wird schließlich nur alle Jubeljahre vergeben.
Perversion lebt von cleanen Gitarrenwänden, Drumcomputern, Samplefragmenten, eingänglichen Refrainhooks sowie einer gewissen Prise Düsternis. Das Album ist solide produziert und entlockt dem heimischen Boxenpaar spannende Sounds. Lieder wie "Crashing" haben einen catchy groove und man ertappt sich öfter beim mitwippen als erwartet. Das paranoide "Wanted" besticht durch Ohrmuschelpassform und überhaupt wurde eine gesunde Mischung aus härteren ("If") und getragenen Stücken ("Belief") fabriziert. Mein persönlicher Favorit ist "Disintegrate" - ein Hammer mit Elektroeinflüssen.
Nicht umsonst hatte die Band schon vor drei Jahren mit "Guilty" den Hit für den Schock-Thriller "Sieben" geschrieben. Damals beschränkte sich der Erfolg auf die Vereinigten Staaten, wo das selbstbetitelte Debütalbum Goldstatus einheimste.
Für "Perversion" wurde nun Roli Mosimann (u.a. Faith No More) als Produzent engagiert, der für klaren Sound sorgt. Dennoch wird sich die Band weiterhin mit Nine Inch Nails- oder Marilyn Manson-Vergleichen herumschlagen müssen. Aber das können sie im Frühjahr selbst klarstellen, wenn sie mit einer überdurchschnittlichen Platte im Rücken ihre Deutschlandtournee beginnen.
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