laut.de-Kritik
Der Loversrock-Regent ist zurück!
Review von Tobias KrausNachdem sich der Cool Ruler nach zu viel von diesem und jenem und langer künstlerischer Durststrecke im Jahr 2003 mit dem Album "Here By Appointment" eindrucksvoll zurück gemeldet hatte, legt er in diesen Tagen gleich zwei neue Alben auf den Tisch. Eines davon ist komplett von Mafia und Fluxy produziert, das andere, "Revenge", wurde in London abgemischt und erscheint erstaunlicherweise auf einem kleinen Berliner Label.
Und es kann mit Fug und Recht gesagt werden, dass Gregory wieder richtig da ist. Was sich also mit "Here By Appointment" andeutete, bestätigt sich 2004 in vollem Umfang. Die alte Boxerweisheit "They never come back" gilt für Gregory Isaacs offenbar nicht, obschon er in den letzten Jahren eher angezählt wirkte, was sich in nicht gerade hochklassigen Releases widerspiegelte.
Umso erfreulicher ist es, den Loversrock-Regenten der 70er, 80er und frühen 90er revitalisiert zu sehen. Smooth und relaxed wie zu seinen richtig guten Zeiten näselt sich Mr. Isaacs durch ganz solide, weiche (nicht schmierig oder dünn!) Reggae-Rythmen, die sich in ihrer Machart in der Tradition solcher Klassiker wie "Swing Easy" oder "Love I Can Feel" bewegen – schlicht, aber wirkungsvoll! Und genau das ist die Galaxie, in der Gregory seine unverwechselbaren Loversraketen in Zeitlupentempo in die Umlaufbahn schießt. Der Mann braucht keine harten Digi-Riddims sondern Slow- und Midtempo-Schleicher, die einen langsam und hintenrum zum Wackeln und Grooven bringen - Riddims die repetitiv und mit wummernd warmen Bässen das Hirn angenehm lahmlegen.
Isaacs, der 1973 zusammen mit Errol Dunkley das Label "African Museum" gründete, um musikalisch unabhängig zu sein, geht mit der Veröffentlichung auf dem relativ kleinen P.O.T.-Label in die richtige Richtung. Anstatt sich mit blöden Pop-Reggaesongs à la Inner Circle mit einem Major auf einem niederen Chartlevel zu treffen, tut man hier einen klugen Schritt. Man besinnt sich der Wurzeln und präsentiert Gregory so, wie ihn viele schätzen gelernt haben.
Dass man dabei das Rad nicht neu erfunden hat, ist völlig egal, das war auch nicht zu erwarten. Natürlich schmalzt Gregory an der einen oder anderen Stelle wieder heftig, driftet fast ins Seichte ab, aber mit welcher Lässigkeit und Selbstverständlichkeit er das durchzieht, ist einfach nur cool.
Das Album ist in seiner Gesamtheit recht homogen, Ausreißer nach unten gibt es kaum. Als Anspieltipps können "Joy", "Revenge", "Miss Claudy" und "Dancing Partner" genannt werden. Die Klasse der Scheibe wird sich jedoch vor allem dann erweisen, wenn den Nachtschwärmern in einer lauen Sommernacht nach Engtanz zumute ist. Yes Baby, it's the Cool Ruler, seen!?
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