laut.de-Kritik
Das Mannheimer Bekenntnis zur Tanzbarkeit.
Review von Joachim GaugerAm Anfang klingts ganz kurz wie Zirkusmusik, und nicht nur mit dem verblasenen Intro beweisen Groove Guerrilla ihren musikalischen Humor. Nach wenigen Takten aber machen die Mannheimer ernst und gehen in den rhythmischen Untergrund. Schon nach wenigen Takten spricht der Opener "One Man Show" nur noch eine Region des menschlichen Körpers an, und das ist die Hüfte.
Wer bei derart tief blubbernden Bass und schaukelndem Groove nicht wenigsten leicht in den Knien wippt, muss wirklich einen Stock verschluckt haben. Blendend gut geraten ist hier die Produktion: wie die Stimme von der in Südafrika geborenen Sängerin Nicole Hadfield im Chorus in mehreren Schichten übereinander gelegt ist, wie immer wieder Sample-Einschübe aus Bläser-, Gitarren- oder auch Trillerpfeifen-Klängen das musikalische Geschehen kommentieren, das erinnert an US-Produktionen erster Güte, wie sie zuletzt etwa Kanye West vorgelegt hat.
In der Folge wechseln sich deepe Kopfnicker mit zum Teil vertrackten Rhythmen und Arrangements ab mit eher langsameren Stücken. In die souligen Tracks wie "That Day" oder "Everyday Lies" scheint die vor fünf Jahren nach Mannheim übergesiedelte Sängerin sich regelrecht hinein zu werfen - kein Wunder, hat sie doch die meisten Stücke auch selbst geschrieben.
So weit alles gut und schön, nur leider fehlt irgendwie das gewisse Etwas, wie Kollege Friedrich wohl sagen würde. Um das noch ein wenig auszuführen: vor allem mangelt es dem Debüt der Mannheimer an eingängigen Melodien und harmonischem Einfallsreichtum. Die ständigen Dur/Moll-Wechsel nutzen sich schnell ab und erzeugen insgesamt zu wenig Dynamik. Auch nach mehrmaligem Hören drängt sich kein Track als Ohrwurm auf. Naturgemäß schmerzt dieser Mangel mehr bei den souligen Stücken - der Hip Hop-Track "2 The Beat" etwa hat melodisch zwar auch nicht gerade viel zu bieten, was seine Tanzbarkeit aber nicht im Geringsten tangiert.
Und das Bekenntnis zur Tanzbarkeit kann man einer Band ja schlecht vorwerfen, die in ihrer Heimat seit Jahren Live-Meriten sammelt. Außerdem wachsen die wirklich wichtigen Lorbeeren im Soul/R'n'B-Bereich immer noch in den USA - es darf also als besondere Auszeichnung angesehen werden, dass ihr Song "Groove Guerrilla" in den Download-Soul-Charts im April 2004 weltweit auf Platz eins zu finden war – USA inklusive. Schade nur, dass das Debüt-Album der viel versprechenden sechs uns diesen Burner vorenthält.
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