laut.de-Kritik
Weird und schön zugleich.
Review von Franz MauererBis vor kurzem einer der bereits vielen Fehler 2025: noch kein GBV-Album. "Universe Room", das 41. Album der Recken um Robert Pollard, das 18. in zehn Jahren, bügelt das nun aus. Schon der Pressetext ist zum Knutschen: "The new record ventures into truly surprising territory, where barely any song segments are revisited, typical choruses are a thing of the past, and fidelity daringly shifts between lo-fi and hi-fi." Soll heißen: Hört sich an wie die zehn Alben davor. Bei der Menge an Output bleibt auch Zeit für Späße: Jedes der fünf Bandmitglieder spielte auf je einem Song (Pollard auf dreien) alle Instrumente ein.
Das Ergebnis hört sich trotzdem noch unverwechselbar nach GBV an, so stark prägt Pollards ADHS-Songwriting den Sound. Drummer Kevin March spielt den Opener "Driving Time" tatsächlich herrlich rumpelig ein, ein angenehm lebendiger Beginn. Damit kann der routinierte, zerklüftete Rock von "I Couldn't See The Light" nicht mithalten, der Song öffnet sich zu spät, dasselbe Problem hat "Clearly Aware", das nur gegen Ende toll klingt.
"I Will Be A Monk" beginnt dagegen saustark mit viel Selbstbewusstsein Pollards, verliert sich dann aber leider schnell. "The Great Man" fängt ebenso stark mit enervierenden Geigen und viel Pop-Appeal vor einem breitbeinigen Riffan, eine weirde und schöne Mischung. Der Song fährt souverän und rockig, gar mit fast schon Hard Rock-Soli, nach Hause.
"Dawn Believes" spielte Gitarrist Doug Gillard ein, der vom Rolling Stone gerade unter den besten 250 Gitarristen aller Zeiten gelistet wurde. Nett, aber nichts Besonderes. Fast nur auf Saiten beschränkt sich "Play Shadows": Hier gelingt erneut eine Gravitas, die das Album trotz des noch etwas erratischeren Songwritings von den Vorgängern unterscheidet. "Universe Room" pendelt zwischen griffig breitbeinigem Postrock ("Elfin Flower With Knees", "Aluminum Stingray Girl") und Pop, ohne den kürzesten Verbindungsweg des beschwingten Indie zu nutzen. Die Single "Fly Religion" ist, wie auch das demohafte "Hers Purple", das an der stärksten Stelle endet, ein passendes Beispiel, lässt nur leider im Mittelteil drei gute Ideen liegen, um zwei weniger spannende weiterzuverfolgen.
Das gezupfte Kleinod "The Well Known Soldier" sowie die rockige Brise "Independent Animal" bereiten den Weg fürs Albumhighlight "19th Man To Fly An Airplane", in dem die 500 Ideen alle aufgehen (im Gegensatz zum ähnlich angelegten "Aesop Dreamed Of Lions"). Immer noch disparat, aber richtig gut. "Francisco" sollte ebenfalls in eure GBV-Best-Of-Playlisten: Der leider nur kurz dramatisch emporschießende Mexicola-Indie ist mehr als nur eine nette Idee. Das starke "Everybody's A Star" beschließt das im Soundbild seit langer Zeit kohärenteste GBV-Album mit einer gefühlt vierstelligen Zahl an Songideen.
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