laut.de-Kritik
Färöischer Death-Doom für einsame, kalte Wintertage.
Review von Manuel BergerAllein das Cover-Artwork verrät schon viel über die Stimmung, die das neue Hamferð-Album beim Hören auslöst. "Támsins Likam" ist der perfekte Soundtrack für einsame, kalte Winternachmittage, an denen nicht etwa Schnee glitzert, sondern Regenwolken die Welt in trostloses Grau taucht.
Wie schon beim Vorgänger "Evst" spielen die Färinger eine progressive Ausrichtung des Death-Doom. Diesmal gestalten sie die Kompositionen noch ein Stück weit ausdifferenzierter und abwechslungsreicher. Gleich der Opener "Fylgisflog" besticht durch hervorragenden dynamischen Aufbau. Die ersten Minuten verzichten Hamferð komplett auf metallische Elemente, stattdessen formen leise Streichinstrumente und einzelne Gitarrennoten die Grundlage des Tracks.
Schließlich fahren sie die Instrumentierung noch weiter zurück, um ihrem Sänger Jón Aldará den wohlverdienten Raum zu geben. Sein auf Färöisch gehaltener Vortrag erinnert an den eines klagenden Folk-Rezitators - mit den ruhigen Passagen eines üblichen Metal-Albums hat das hier nur wenig zu tun.
Aldará ist es schließlich auch, der mit seiner Performance den Übergang zum folgenden Death-Doom-Gewitter bereitet. Mit den letzten Silben seiner zweiminütigen Klargesangspassage setzt er zum Schrei an, kurz darauf verfällt er in ultratiefe Growls. Wenn er später über ein inzwischen etabliertes Metalbrett wieder in die Cleans wechselt, erhält sein Gesang fast etwas opernhaft Hymnisches.
Der Folk-Aspekt, der immerhin auch den lyrischen Rahmen des Albums prägt, klingt auch in regelmäßig auftauchenden Männerchören durch ("Stygd"). Drummer Remi Johannesen sorft für majestätische Tom-Figuren. Einen kurzen Glanzmoment hat Johannesen zudem, als er "Tvístevndur Meldur" mit einem kurzen Trommelwirbel durchsetzt.
Leider finden sich Stellen wie diese, die sich abseits des Gesangs sofort einbrennen, auf "Támsins Likam" eher selten. Während Aldarás Vocals sehr variabel ausfallen, bleiben die Instrumentalparts größtenteils konturlos. Zwar gelingt es den Gitarristen meisterhaft, die beabsichtigte düstere Atmosphäre zu erzeugen. Nur erinnert man sich kaum an gespielte Riffs oder Melodien, sofern vorhanden. Dass es durchaus anders ginge, beweisen Hamferð in "Hon Syndrast", das sie mit einem vortrefflichen Gitarrensolo beenden.
Eine Ausnahmestellung im Death-Doom-Sektor ist Hamferð dennoch sicher. Nicht zuletzt dank Aldará findet man die Band in einer Übergangszone zwischen der Langsamkeit von Skepticism und der offenherzigeren Verzweiflung Sólstafirs.
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