laut.de-Kritik

Zum Glück keine Black Keys-Kopie.

Review von

Eigentlich klingt Hanni El Khatib schon immer ein bisschen nach den Black Keys, seine Stimme ähnelt der Dan Auerbachs teils ganz gewaltig. Eine glückliche Fügung also, dass Khatib genau diesen Auerbach vor einiger Zeit in einer Pariser Bar kennen lernte. An den Black Keys muss sich Khatibs Zweitling "Head In The Dirt" somit wohl messen lassen.

Doch die meiste Zeit klingt er überhaupt nicht nach dem US-Duo. Vielleicht liegt es an Hanni El Khatibs Passion, dem Skaten, dass er sich auch musikalisch bevorzugt direkt und geradlinig ausdrückt. Keine mehrminütigen, psychedelischen Gitarren-Ausbrüche, dann schon eher dieser etwas oberflächliche Bluesrock, den Mitsing-Refrain fest im Kern verankert. Das Ganze verpackt unter einer dicken Schicht Verzerrer und Effekte, Lederjacke und Tattoos, hier und da ins Mic gerotzt - fertig.

Am überzeugenden wälzt sich "Head In The Dirt" mit seinem fulminanten, erdigen Riff im Dreck. Spielen dort tatsächlich gerade die Black Keys auf? Im Gegensatz zu deren Alben geht "Head In The Dirt" eines ab: der letzte Wille, diese "Don't let Rock die"-Mentalität, wie sie sonst nur die White Stripes umsetzten. Stets wirkt der Vintage-Faktor zu provoziert, die Drums wühlen nicht, Khatibs Gesang kommt meist wenig hingebungsvoll und etwas aufgesetzt daher.

Auch wenn er dann versucht, rührende Sehnsüchte in die Texte einfließen zu lassen ("Nobody Move"): Der Funke springt oftmals einfach nicht über. Zu ausgetreten die Melodie, zu abgegriffen die Oktav-Akkorde, zu klar das Ziel trotz verkrustetem Lo-Fi-Saitenklang. Khatib rettet seinen Songs dennoch Charakter: Die ins Mark gedrückten Melodien, seine repetitiven Textpassagen, seine Gitarrensoli knüpfen schnell eine freundschaftliche Verbindung mitten ins Ohr: alles, das "Pay No Mind" braucht. Viele Songs preschen auf diese Art nach vorn, messen sich mit ihren simplen Chord-Abfolgen an Iggy Pop, ebenso "Sinking In The Sand" und das anfängliche "Family".

"House On Fire", ein ruhiges Folk-Stück, nimmt sich dann wieder seinen Platz, drückt das Tempo auf ein Minimum. Mit Orgel und reichlich Soul-Overdubs garniert, ganz im Stile einer Black Keys-Produktion eben. Gut, dass "Head In The Dirt" keine Kopie einer derer Platten geworden ist. Denn eines muss man dem Ex-Designer aus San Francisco lassen: Kurzweilig sind seine Songs allemal.

Trackliste

  1. 1. Head In The Dirt
  2. 2. Family
  3. 3. Skinny Little Girl
  4. 4. Penny
  5. 5. Nobody Move
  6. 6. Can't Win Em All
  7. 7. Pay No Mind
  8. 8. Save Me
  9. 9. Low
  10. 10. Sinking In The Sand
  11. 11. House On Fire

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