laut.de-Kritik
Vom Kindergarten auf die Highschool: Hansons neue rockt gewaltig
Review von Gurly SchmidtWer Kindergartengeplänkel à la "Mmmbop" erwartet hat, wird hier bitter enttäuscht werden - oder angenehm überrascht. Auch Millionärssöhne werden reicher und reifer - und haben sich, wie schon beim Debutalbum "Middle of Nowhere" wirklich gute Produzenten geleistet. Die Investition hat sich gelohnt: Produziert von Stephen Lironi (Black Grape, Fun Lovin' Criminals) und Marc Hudson (Aerosmith) ist "This Time Around" eine gelungene Scheibe von schwungvollem "Middle-of-the-Road" Rock.
Äusserlich und vom Verwandschaftsgrad gesehen sind die drei Orgelpfeifen des Hanson-Clans wohl eher den Kellies zuzuordnen. Musikalisch aber haben sie wenig mit den Zottelpoppern zu tun: Von Gitarrenriffs bis hin zu Klavierklängen, von mitreissenden Rhythmen bis schönen Melodien bewegt sich der Sound zwischen Bon Jovi (der Gesang!), eben Aerosmith und Goo Goo Dolls - eine klitzekleine Prise "Boygroup" ("Save Me") verleiht dem Ganzen zudem ein wenig "Kreisch".
Anfangs eher skeptisch muss man sich ziemlich bald eingestehen, dass hier tatsächlich keinerlei Peinlichkeiten zu finden sind. Mit "You never know" gelingt ein brillianter Einstieg in die Hanson-Klangwelt: So knalliger Schlagzeug- und Basseinsatz bringt auch die lahmste Tröte zum Jucken. Und sogar "This Time Around", der als dritter Track eigentlich nach Ballade schreit, pfeift nach ein paar Takten auf süße Pianoakkorde und halblahmes Boygroup-Gesülze und wird zum aufbrausenden chor-gestützen Rockepos....und ewig grüsst der Aerosmith...
Zu erwähnen wäre noch Track Nummero sieben "Can't Stop", der es schafft, Latino-Klänge im Sinne Enriques und Rickys geschickt und heimlich in schrubbenden Gitarrensound einzubauen - auch dieser Song rockt gewaltig.
Leider kann auch der reichste Papi seinem Sprössling keine Superstimme kaufen und so könnte man Taylors Organ zwar als durchaus akzeptabel bezeichnen, aber wirklich vom Hocker reissen kann sie nicht. Aber wer weiss - vielleicht bringt die Vollendung des Stimmbruchs dann auf der nächsten Scheibe ungeahnten Genuss.
Nun bleibt zu hoffen, dass die weiblichen Fans zusammen mit den Hansons vom Kindergarten auf die Highschool gewechselt haben, denn sonst könnte sie diese Musik wahrscheinlich überfordern. Die Scheibe will ernst genommen werden: Kein Boygroupkram, kein Indie, kein Dauerwellen-Hardrock, aber genau irgendwo dazwischen - zur Abwechslung mal ein wahrhaft guter Kompromiss!
1 Kommentar
Drei miesepetrige Sterne für Oasis' "Masterclass", aber vier hierfür?
Ich habe einen Verdacht, warum Gurly nicht mehr dabei ist.