laut.de-Kritik
Den Indie-Lookalike-Contest sollen andere abstauben.
Review von Eberhard DoblerAchtung! Stopp. Das zweite Hard-Fi-Album ist ein Hit. Stopp. Allen anderen Meinungen kam eine akute Mittelohrentzündung zuvor. Stopp. Oder gehen aufs Konto der berühmt berüchtigten Muckerpolizei, die einem Millionenseller ein gutes zweites Album verwehrt. Oder war noch mal die dritte Platte die schwierigste?
Zugegeben: Beim ersten Hören der Promo-EP inklusive der programmatischen Single "Suburban Knights" konnte man denken, dass der deutliche Pop-Appeal von Tracks wie "Hard To Beat" noch mehr auf die Spitze getrieben wurde. Gleichwohl steht nach zwei, drei Durchgängen des kompletten Longplayers fest: Alles beim Alten, Hard-Fi hören heißt Teil einer Mitsingorgie zu sein. Wer einen Club-Gig der Dancerocker aus Staines miterlebt hat, weiß, wovon die Rede ist.
"Once Upon A Time In The West" bietet jene Philosophie jetzt - siehe Albumtitel - im Breitbandformat, unterstrichen von ausladenden Streicherarrangements und Bläser-Hits. Und wie das Debüt "Stars Of CCTV" hält die Platte mindestens fünf Singles bereit. Besonders "Little Angel" zeigt Hard-Fis Potenz: Dem Pop wird Tür und Tor geöffnet, ohne auf verzerrte Gitarren und durchschlagende Drums verzichten zu müssen - ein Knaller von einer Underground-Hymne. Den Indie-Lookalike-Contest sollen andere abstauben.
Pathos, Glamour und Balladen gehören zum Hard Fi'schen Repertoire nun mal dazu ("Tonight", "We Need Love" oder "Watch Me Fall Apart"). Ihnen stehen aber stets ausreichend temporeiche Stücke zur Seite, etwa "I Shall Overcome" oder "Can't Get Along (Without You)" mit seinen geradezu angeberisch coolen Riffläufen.
Die passagenweise 70er-Rock-mäßige, fast Queensche Theatralik durchbrechen bei "I Close My Eyes" verzerrte Saiteninstrumente und funky zerhackte Drums - glattgebügelt ist anders. Fehler machen Hard-Fi so nur einen: Lieferte das Promoexemplar noch den älteren Track "You And Me" mit, spart ihn die endgültige CD-Version leider aus.
Dennoch: Die Briten arrangieren unglaublich eingängig, aber immer ohne Ballast, prägnant und nicht nur nach Lehrbuch - echte und tanzbare R'n'R-Partykracher sind eben selten planbar. Kein Wunder, dass Rick Rubin zum Debüt gratulierte. "Stars Of CCTV" okkupierte vor zwei Jahren meinen CD-Player, mittlerweile tut es "Once Upon A Time In The West".
1 Kommentar
Halleluja! Geile Platte! Bisheriger Favorit: Television