laut.de-Kritik
Der Plan: Rocken und möglichst viele Schnitten flachlegen.
Review von Michael EdeleHardts Kläuschen war 2001 wohl nicht schnell genug unterm Tisch, als damals die letzte Scheibe von Hardcore Superstar verteilt wurde. Vielleicht war der Griff zum Poserrock der Schweden aber durchaus auch ein bewusster, schließlich hat der Mann ja schon damals erkannt, dass die Herren auf ihrem Gebiet nicht gerade zum Ausschuss gehören.
Allerdings hielt es der Kollege zu der Zeit auch eher mit dem Wahlspruch der Prinzen und urteilte: 'Alles nur geklaut!' So ganz unrecht hat er damit ja nicht, nur dürfte es im Schwanzrock in etwa noch so viele Innovationen geben wie in der Herstellung von Apfelmus. Warum auch, immerhin liegt das Hauptaugenmerk darauf, anständig zu rocken und anschließend so viele Schnitten wie möglich flachzulegen. Klingt zumindest für mich nach einem ordentlichen Plan.
Der sollte mit dem schlicht "Hardcore Superstar" betitelten Viertwerk der Skandinavier auch problemlos aufgehen. Die Anbiederung an den (vor allem amerikanischen) Mainstream ist in der ausgiebigen Pause zwischen der letzten und der aktuellen Scheibe auf der Strecke geblieben - es rotzt wieder anständig. Klar stehen Mötley Crüe und Konsorten nach wie vor Pate, aber die Fuck-Off-Attitüde von Landsmännern wie den Backyard Babies oder den Hellacopters scheint wieder deutlicher durch.
"Kick On The Upperclass", das treibende "Bag On Your Head" oder "She's Off Beat" sind eindeutig Songs für die Autobahn. Von München nach Hamburg in vier Stunden? Kein Problem, "Last Forever" rein und los geht's. Du willst auch mit 2,8 Promille im Blut noch den Chorus mitgröhlen? Sollte jedem Quartalsäufer bei "We Don't Celebrate Sundays" problemlos gelingen. Wer lieber ne Prise AC/DC um die Ohren bekommt, liegt bei "Blood On Me" genau richtig, und eine gute Ballade haben sie mit "Standin' On The Verge" ebenfalls am Start.
Lockere Grooves stehen der schon vorab veröffentlichten Single "Wild Boys" sehr gut zu Gesicht, nur das Gejaule von Sänger Jocke Berg bringt doch die eine oder andere Nabelschnur zum Reißen. Auch das ebenfalls zu Videoehren gekommene "My Good Reputation" überzeugt mit einem anständigen Beat. Fehlt eigentlich nur noch der Sommer, ein Baggersee, eine ordentliche Kiste Bier und ... ach ja, ein Rudel Hühner! Rock'n'Roll, Mädels.
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