Harem Scarem - " Human Nature"

Ich muss gestehen, dass ich doch etwas überrascht war, als Kollege Graffe mir 2003 "Higher" so bereitwillig abgenommen hat. Kannte ich den Mann bis dato doch eher als passionierten Mittelalter-Rocker und wusste nichts von seiner Schwäche für Hardrock. Nachdem es das letzte Album "Overload" weder zu mir, noch zu ihm geschafft hat, bin ich nun eben mit "Human Nature" dran.

Beinharter Fan der Kanadier werde ich auf meine alten Tage wohl nicht mehr, doch auch ich als Hartmetaller muss dem Quartett ein sicheres Gespür für gute Melodien zugestehen. Irgendwie gelingt es den Jungs, ohne Probleme Musik zu schreiben, die sofort ins Ohr geht, dort nachhaltend hängen bleibt und einfach gute Laune verbreitet. Besonders hoch rechne ich den Herren allerdings an, dass keines der Stücke, trotz einem gewissen Pomp, in einen Bereich abdriftet, der cheesy wird.

Ok, Stücke wie der Titeltrack, "Next Time Around" oder "Hanging On" würden sich auch als Soundtrack für die eine oder andere Schnulze eignen, in welcher der Held im letzten Moment doch noch merkt, dass er im Begriff ist, die Falsche zu heiraten und schließlich doch mit der Jugendliebe durch den Sonnenuntergang knattert. Aber vielleicht habe ich letzter Zeit auch einfach nur zu viele schlechte Filme gesehen ... Ein bisschen sehr dick tragen sie zwar in "Caught Up In Your World" auf, doch auch hier sind die Melodien einfach wirklich groß.

Die besseren Songs stehen aber definitiv auf der imaginären B-Seite. Den Anfang macht "Don't Throw It Away", das genau wie "Give Love/Get Love" nicht zuletzt dank der clever arrangierten Chöre und Backing Vocals einige Parallelen zu Queen aufweist. "21" entwickelt sich nach einem recht zarten Einstieg im Chorus zu einem gestandenen Rocker, und auch wenn "Going Under" ein wenig zu sehr nach Tralala klingt, so stimmt "Tomorrow May Be Gone" letztendlich wieder absolut versöhnlich.