laut.de-Kritik

Die Kalifornier wurden ins kalte Wasser gestoßen.

Review von

Warme Farben tauchen das kleine Theater "La Cigale" im Herzen von Paris ein. Die Logen sind gefüllt - und pubertierende Mädchen gehören dabei keineswegs zur Minderheit! Rund um die kleine Bühne ist dazu ein 20-köpfiges klassisches Ensemble positioniert, das einsetzt, bevor die eigentlichen Stars des Abends loslegen.

Hoobastank spielen ihren ersten Song, "Crawling In The Dark" - das Publikum gibt sich begeistert. Die Atmosphäre ist stimmig, das Licht passt sich der Stimmung der Songs an, von rot über gelb bis blau. Die Setlist der Live-DVD ist kurz gehalten und besteht gerade mal aus sieben Songs (u.a. "If I Were You", "Same Direction" und "Inside Of You"). Welcher Song natürlich keineswegs fehlen darf ist "The Reason". Spätestens hier fühlen sich einige Mädels von ihren erwachenden Hormonen geradzu überwältigt und fallen in simultanes Gekreische ein.

Musikalisch ist diese Euphorie leider nicht immer angebracht. Das Orchester spielt die Band öfters locker an die Wand: Sänger Douglas' Stimme scheint dem plötzlichen Zuwachs an Instrumenten nicht ganz gewachsen zu sein. Was auch nicht verwundert, denn in der nachfolgenden Dokumentation wirkt es fast so, als hätte man das Quartett aus dem Sunshine-State mit diesem Orchester-Ding ins große kalte Wasser gestoßen.

In der Tat: Erst 48 Stunden zuvor begannen die ersten Proben zum Konzert, das auf Betreiben des Labels zustande kam, frei nach dem Motto, was bei anderen Bands funktionierte, kann doch auch hier nicht schaden. Ob die Rechnung aufgeht, mag jeder selbst entscheiden.

Denn mit einem Orchester zu spielen, macht noch keinen großen Musiker aus, wie uns das Label weismachen möchte. Die Bandmitglieder Douglas, Daniel, Chris und Josh scheint es zumindest nicht zu jucken. Die fügen sich brav den Instruktionen der Orchesterleiterin Debbie, die im Interview gar meint, Hoobastanks Produzent sei wohl das wichtigste Mitglied der Band. Hört, hört.

Unterm Strich läuft Hoobastanks Auftritt dann doch halbwegs gut ab. Auch dem Orchester scheint der Gig viel Spaß gemacht zu haben. So meint einer der Musiker nach dem Auftritt: "Da denkst du, du hast Power in einer Tschaikowsky-Sinfonie und dann kommst du hier her". Gefallen hat es auch den Fans. In erster Linie natürlich den weiblichen. So hält ein Mädchen stolz ihr T-Shirt in die Kamera, auf dem zu lesen ist: "Douglas, I Want Your Sex". Der Song "Inside Of You" dürfte ihr jedenfalls helle Freude bereitet haben.

Auf der mit nicht ganz einer Stunde Dauer doch ziemlich kurz ausgefallenen DVD findet sich noch die Videos zu "If I Were You" und "Born To Lead". Für Fans der vier Musiker aus Südkalifornien ist dies bestimmt ein wertvolles Ereignis. Ob sich Hoobastank damit als echte Musiker etabliert haben, die laut Meinung des Labels nicht versuchen "vorgefasste Klischees zu bedienen", ist eine andere Frage.

Trackliste

Setlist

  1. 1. Crawling In The Dark
  2. 2. If I Were You
  3. 3. Same Direction
  4. 4. Pieces
  5. 5. Inside of You
  6. 6. The Reason
  7. 7. The First Of Me

Bonus Features

  1. 8. Special Documentary
  2. 9. If I Were You - Video
  3. 10. Born To Lead - Video

Videos

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