laut.de-Kritik
Erfrischende Rückkehr der kanadischen Indie-Popper.
Review von Martina KellnerKreative Freiheit? Fehlanzeige! Im eigenen Schaffen offenbar eingeengt, sahen die Kanadier nur einen Ausweg aus der dauermahlenden Wiederverwertungsmühle des restriktiven Major-Geschäfts: Seile ab und los. Nach dem gekappten Warner-Deal 2007 nahm die Band das Risiko des Alleingangs auf sich, orientierte sich neu, baute ein eigenes Studio und fand schließlich beim Indie Dine Alone Records eine neue musikalische Heimat.
Erfrischend zu hören, dass sich die damit verbundene Plackerei gelohnt hat: Hot Hot Heat laufen zu einstiger Hochform auf - schräger und experimenteller als zuvor. Mit einem Paukenschlag der noisigen Art eröffnet "YVR", "Future Breeds" wartet mit so manchem Gitarren-Knall auf, ohne dabei an Vergangenes zu erinnern. Vielmehr verstehen es die Herren, schrammeliges Gezupfe à la "Make Up The Breakdown" mit elektronischer Frickelei und allerhand Sound-Datenbank-Footage gekonnt zu vermischen und ihrem stilistischen
Repertoire so neue Facetten hinzuzufügen.
Mit "Implosionatic" nimmt die Scheibe volle Fahrt auf. Rasant, treibend, griffig – ein einfach gestrickter, aber auch ungeheuer eingängiger Song. Ähnlich tanzfreudig zeigt sich "Goddess On The Prairie", das instrumentell an The Strokes erinnert und auf zackige Gitarren setzt. Bei "JFK's LSD" verhält es sich umgekehrt. Bis auf den Refrain wenig melodiös, schlägt der Song dafür ordentlich effektgetrieben ein. Explosiv wie einst Death From Above könnte der Track gar als Hommage an deren Effekt-Pedal-Spezialisten Jesse F. Keeler durchgehen.
"Zero Results" und "Nobody's Accusing You (Of
Having A Good Time)" bieten Verschnaufpausen, die den Bogen zum eingängigen Indie-Pop von "Elevator" schlagen. Hier quietscht, da knarzt es. Auf "21@12" dröhnt die Sirene und summen bedrohlich die Insekten. "Jedidiah" versammelt gleich einen ganzen Haufen bunter Archiv-Geräusche. Nur im Outro aneinandergereiht, wirken diese hier eher lieblos arrangiert. Dennoch wissen die Kanadier ihre Samples auf dem Gros der Stücke passend zu platzieren.
3 Kommentare
Boolshit.
Ich würde mich nicht als großen Fan dieser Combo bezeichnen, wobei mir einige der früheren Sachen, vor allem diverse Acousticsets doch zugesagt hatten.
Auf dem neuen Album scheinen die lässigen Melodien auf der Klampfe aber blindwütiger Experimentierfreude gewichen.
Ich habe nichts gegen Tanzbarkeit, aber um jeden Preis?
Ich hab nach der Review mal reingehört und hab mir die Scheibe dann auch so ziemlich gleich gekauft. Gefällt mir wahnsinnig gut. Klingt grundsätzlich nach Indierock, aber viiieeeel variabler als das meiste andere, was in diesem Sektor rauskommt. Mir gefällt gerade diese Experimentierfreude. Krumme Takte. Sehr schön!
@Einar: Öhm, tanzbarkeit um jeden Preis? Also ich entdecke da massenweise 5er und 7er Rythmen. Würde gerne sehen, wie du darauf tanzt.
Ich hab nach der Review mal reingehört und hab mir die Scheibe dann auch so ziemlich gleich gekauft. Gefällt mir wahnsinnig gut. Klingt grundsätzlich nach Indierock, aber viiieeeel variabler als das meiste andere, was in diesem Sektor rauskommt. Mir gefällt gerade diese Experimentierfreude. Krumme Takte. Sehr schön!
@Einar: Öhm, tanzbarkeit um jeden Preis? Also ich entdecke da massenweise 5er und 7er Rythmen. Würde gerne sehen, wie du darauf tanzt.