Illegal Aliens - " International Telephone"

Der Workaholic Marco Minnemann hat wieder zugeschlagen. Eine Woche nach Veröffentlichung seines Soloprojekts kommt nun im vierten Jahr der "Illegal Aliens" ihre vierte Scheibe auf den Markt. Minnemann, bekannt durch seine Engagements bei den "Freaky Fukin Weirdoz" und "H-Blockx", zeigt uns einmal mehr, was es heißt, sein Instrument zu beherrschen.

"International Telephone" ist geprägt von Minnemanns virtuosem Schlagzeugspiel. Neben ihm gehört noch Sängerin Artemis zum festen Stamm der Illegal Aliens. Mit ihrem variablen Gesang gibt sie den Songs ihren eigenen Charakter. In der ersten Nummer "Zlick" präsentiert sie sich als Rockröhre mit bemerkenswerten Shout-Attacken. Auch bei "Friend And Foe" bevorzugt sie die härtere Gesangsart, jedoch immer wieder unterbrochen von glockenklar gesungenen Parts. Der Wechsel von einem Extrem ins andere erinnert dabei an den Gesangsstil von Skin.

So wie der Gesang variiert auch die Musik. Man bekommt treibende, verzerrte Gitarren und derbe Drums im Wechsel mit zuckersüßen Melodien serviert. Marco Minnemann scheint dabei keine Grenzen des Schlagzeugspiels zu kennen. Er trommelt mal jazzig, dann wieder groovy und oft äußerst thrashlastig. Nach der Stakkato-Nummer "Overloaded" ist der erste, harte Teil der CD ("Phase 1") abgeschlossen und es beginnt der ruhige, entspannte Teil ("Phase 2"). Mit "Snowing" tauchen wir in die sphärische Klangwelt der Aliens ein.

Die verzerrte Gitarre wird hier ausgeblendet und die von Mario Brinkmann produzierten Synthie-Sounds treten in den Vordergrund. Die folgenden acht Songs sind nett anzuhören und entfalten ihre entspannende Wirkung voll und ganz. Artemis unterstützt diesen Eindruck mit ihrem sanften, eingängigen Gesang. Jedoch wirkt dieser Teil der Platte trotz des komplexen, verspielten Schlagzeugs schnell etwas langweilig und taugt mehr als Hintergrundmusik.

Lediglich "Light" sticht durch einen etwas flotteren Beat und einen hörenswerten Gesang hervor. Im Großen und Ganzen ist "International Telphone" ein durchwachsenes Werk. Musikalisch kann man es sicherlich ganz oben einordnen, jedoch wirkt die Scheibe insgesamt zu verspielt und ohne klare Linie. Das komplexe Songwriting geht leider zu Lasten der Eingängigkeit. Die Scheibe ist ganz nett, und man bekommt ein paar gute Lieder zu hören, aber zum Kassenschlager wird's wohl nicht reichen.